Wegweiser für die Jugend | Wegweiser für die Jugend | 41
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Nur so können sie in ihrer Empfindsamkeit und vergleichsweisen Schwäche die geistige Kraft für ihr Dasein aufbringen und bei ihrer so wenig widerstandsfähigen Gemütsverfassung, wo sie doch so leicht zum Weinen neigen, mit der Hoffnung auf das Paradies in Freude leben. Zum Beispiel sagt ein Kind im Gedanken an das Paradies:« Mein kleiner Bruder oder Freund ist gestorben. Nun ist er ein Vogel im Paradies geworden. Dort hat er es nun gut. Er fliegt im Paradies umher und lebt nun noch schöner als wir.« Wäre das nicht so, fielen diesen hilflosen, schwachen und ängstlichen Kindern die Toten ins Auge, Große und auch Kleine in ihrem Alter, die immer und überall rings um sie gestorben sind. vernichteten ganz und gar die Kraft ihres Widerstandes und die Stärke ihrer Seele, brächten nicht nur ihre Augen, nein, Herz, Sinn und Verstand, ihr ganzes Gemüt zum Weinen, zerstörten es gar, und die Kinder würden so verstörten, unlückseligen Tieren gleich.

ZweiterBeweis: Die Alten aber, welche die andere Hälfte der Menschheit ausmachen, können sich nur mit demJenseits über die Nähe ihres Grabes hinwegtrösten. Nur so können sie sich in Anbetracht ihres eigenen Lebens im besonderen, mit dem sie eng verbunden sind, und das doch so bald erlöschen wird. und das in Anbetracht dieses schönen Lebens allgemein, zu dem sich so bald die Türe schließen wird, noch weiter aufrerht erhalten. In ihrem Geist und Gemüt, das dem der Kinder ähnelt, können sie dem Schmerz und der Hoffnungslosigkeit, die aus dem Tod und Verfall erwächst, nur die Hoffnung auf ein bleibendes Leben entgegensetzen. Sonst würden alIe diese sorgenvollen Väter und Mütter,würdig der Liebe (þefkat) und Verehrung, und bedürftig der Ruhe für ihre Seelen und des Friedens für ihre Herzen, ein solches Weh des Geistes und eine derartige Verwirrung des Herzens erleiden, daß ihnen die Welt wie ein finsterer Kerker und das Leben eine peinvollen Strafe gleich wäre.

Dritter Beweis: Die jungen Leute. welche die Ausgangsbasis des menschlichen Gesellschaftslebensbilden, diese Jugendlichen in ihrer doch so heißblütigen Art. im Überschwang ihrer Gefühle und Leidenschaften, können sich nicht anders vor Ausschreitungen, Gewalttätigkeiten und Zerstörung zurückhalten und einen angenehmen Ablauf des gesellschaftlichen Lebens sicherstellen als nur in dem Gedanken an die Hölle. Anderenfalls, wenn die Furcht vor der Hölle nicht wäre, würden diese jungen Menschen in ihrem Rausch nach dem Motto: «Das Recht ist auf Seiten des Stärkeren» den Hilflosen, Schwachen und Armen je nach Lust und Laune das Leben zur Hölle machen, und die hohe Menschlichkeit in eine ganz gemeine Bestialität umwandeln.

kein Ton