Wegweiser für die Jugend | Wegweiser für die Jugend | 33
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In diesem Zustand betrachtete ich meine Lage: Die Jugend, die die Quelle der Freude ist, geht. An ihre Stelle kommt das Alter, das der Ursprung der Trauer ist. Und das überaus glänzende und lichtvolle Leben geht. Der scheinbar finstere, schreckliche Tod bereitet sich vor, an seine Stelle zu kommen. Ich sah, daß die Welt, die für sehr lieblich und beständig gehalten wird, und die die Geliebte der Gottvergessenen ist, in großer Geschwindigkeit ihrem Untergang zustrebt.

Um mich selbst zu täuschen und meinen Kopf wieder in Gottvergessenheit hineinzustecken, schaute ich nach den Freuden im gesellschaftlichen Rang, den ich in Istanbul viel mehr, als ich es verdiente, erhielt. Das hat mir auch überhaupt nicht genutzt. Alle ihre Zuwendungen, ihr Entgegenkommen und ihr Trost können nur bis zum Tor des Grabes, das in meiner Nä he steht, reichen. Dort verlöschen sie. Und unter dem geschmückten Schleier des Ruhmes und der Würde, die ein Traumziel der Ruhmsüchtigen ist,sah ich eine hedrückende Heuchelei, eine kalte Selbstgefälligkeit und einen vorübergehenden Rausch. Daraus verstand ich, daß diese Dinge, die mich bis jetzt täuschten, mir keinerlei Trost gehen können und es in ihnen üherhaupt kein Licht gibt.

Um erneut vollständig aufzuwachen, begann ich wieder die Qur’an Rezitationen in der Bayezid Moschee zu hören. damit ich der himmlischen Lektion des Qur’an zuhörte. Dann hörte ich von dieser himmlischen Lektion frohe Botschaften mit heiligen Erlassen wie

Durch den Segen, den ich aus dem Qur’an bekam, suchte ich nicht von außerhalh Trost, sondern innerhalh der Punkte, von denen ich Furcht, Verlassenheit und Verzweiflung bekam, den Trost. die Hoffnung und das Licht. Dank sei Gott dem Gerechten hunderttausend mal: Innerhalh des Schmerzes selbst fand ich das Heil, innerhalb der Finsternis selbst fand ich das Licht und innerhalb der Furcht selbst fand ich den Trost.

Alsallererstes betrachtete ich das Gesicht des Todes, das alle in Schrecken versetzt und das als allerschrecklichstes vorgestellt wird. Ich sah es mit dem Lichte des Qur’an: Der Schleier des Todes ist zwar finster, schwarz und häßlich; für einen Gläubigen aber ist sein wirkliches Antlitz schön und von guter Ausstrahlung. Und in vielen Ahhandlungen stellte sich diese Tatsache mit unwiderlegbar sicheren Beweisen heraus. Wie wirschon in vielen Abhandlungen wie in dem «Achten Wort» und in dem «Zwanzigsten Brief» erläuterten, ist der Tod keine Hinrichtung, keine Trennung, sondern der Anfang; des ewigen Lebens, sein Anbeginn und der Feierahend von der Mühsal des Lehensauftrages, eine Entlassung und ein Ortswechsel. Es ist ein Wiederzusammentreffen mit den Scharen der Freunden, die in das Zwischenreich ausgewandert sind. Durch dergleichen Wahrheiten wie diese erkannte ich das wahre, schöne Gesicht des Todes. Nicht fürchtend, sondern in einer Hinsicht sehnsüchtig hetrachtete ich das Antlitz des Todes. Ein Geheimnis, das nach den Leuten des Ordens in der Verbundenheit mit dem Tod liegt, verstand ich.

kein Ton