Wegweiser für die Jugend | Wegweiser für die Jugend | 32
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Achte Hoffnung

In einer Zeit, in der mein Haupt von den weißen Haaren, die Merkmale des Alters sind, in Beschlag genommen wurde. sah ich die Tumulte des Weltkrieges, welche den tiefen Schlaf des Jungseins noch mehr vertiefte, und die Ungewißheit meiner Gefangenschaft und eine bedeutsame Position, Ruhm und Würde. Als ich letztesmal in Istanbul ankam, sogar angefangen von dem Kalifen, dem Scheich ul-Islam, dem Oberkommandierenden bis zu den Schülern in den Medressen wurde mir freundliche Zuneigung und achtungsvolle Begrüßung, was ein Übermaß meines Verdienstes war, erwiesen. Der Rausch der Jugendzeit und die geistige Haltung, die aus diesem Zustand erwuchs. vertiefte jenen Schlaf dermaßen, daß ich die Welt etwa als ständig und mich auch in einem merkwürdigen Zustand ansah, in dem ich mich an die Welt anhaftete, wie einer, der nie stirbt.

In jener Zeit ging ich im heiligen Monat Ramadan in die gesegnete Moschee Bayezid von Istanbul, um den aufrichtigen Qur’anrezitatorenzuzuhören. Der Qur’an,dessen Verkündigungein Wunder ist, ruft mit seiner hohen Ansprache vom Himmel her durch die Zungen der Rezitatoren den Erlaß überaus kräftig aus, welcher die Vergänglichkeit des Menschen und die Sterblichkeit alles Lebendigen verkündet. Sie ging in mein Ohr rein, bis sie sich in mein Herz setzte, und zerschlug jene sehr dicken Schichten des Schlafes und Rausches und der Gottvergessenheit in Stücke. Ich ging aus der Moschee. Durch die Trunkenheit jenes alten Schlafes, der seit langem über meinem Haupt war, sah ich noch einige Tage lang über meinem Haupt ein Unwetter und ein qualmendes Feuer und mich selbst wie ein Schiff, das seine Richtung verloren hat. Jedesmal, wenn ich im Spiegel meine Haare betrachtete, sagten mir die weiße Haare: «Du, paß auf!» Durch die Ermahnung dieser weißen Haare klä rte sich die Lage. Ich sah: Die Jugendzeit, auf die ich sehr vertraute und in deren Freuden ich vernarrt war, sagte mir Lebewohl. Und das irdische Leben, mit dessen Liebe ich sehr verhaftet war, begann zu verglühen. Und die Welt. mit der ich sehr verhaftet, in die ich sogar verliebt war, sagte mir: «Viel Glück auf deinem Weg!», und ermahnte mich, daß ich aus diesem Gasthaus ausziehen werde. Was aber die Welt betrifft, so sagte sie: «Möge Gott mit dir sein! », und bereitete sich vor, sich zu verabschieden. Wenn der Qur’an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, den Vers (Ayet) mit seinem ganzen Sinngehalt verkündet, so besagt sie: «Die ganze Menschengattung ist eine Seele. Um wieder aufzuerstehen, wird sie sterben. Und die Erdkugel ist auch eine Seele. Um in eine ewige Form einzutreten, wird auch sie sterben. Die Welt ist auch eine Seele. Um in die jenseitige Form einzutreten, wird sie auch sterben.» Dem Herzen öffnete sich diese Bedeutung; durch den Hinweis dieses Qur’anverses (Ayet).

kein Ton