Kurze Worte | Kurze Worte | 16
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Erster Gewinn: Vergängliches Gut erhält Bestand. Denn dieses vergängliche Leben verwandelt sich, sobald man es dem Herrn in Seiner Majestät anvertraut, Ihm, der ewig bleibt und besteht, bei dem es weder Wandel noch Veränderung gibt. Es verwandelt sich in ein ewiges (baki) Leben und es zeitigt unvergängliche (baki) Früchte, wenn es auf Seinen Wegen verbringt. Es erscheint zwar noch, als ob die Minuten des Lebens, Samenkörnern gleich, äußerlich vermodern und vergehen, doch drüben in einer Welt, die ewig besteht, öffnen sich die Knospen zu Blüten der Glückseligkeit und reifen die Kornfelder heran. Und im Zwischenreich (alem-i berzah) bietet sich ein lichtvoller und freundlicher Anblick.

Zweiter Gewinn: Man erhält das Paradies zum Lohn.

Dritter Gewinn: Der Wert aller Organe und Empfindungen steigt von eins auf tausend. Zum Beispiel: Unseren Verstand können wir gebrauchen wie ein Werkzeug. Verkaufst du ihn nicht Gott dem Gerechten, läßt du ihn vielmehr auf deine eigene (nefs) Rechnung arbeiten, so wird er zu solch einem unheilbringenden, aufdringlichen und lästigen Gerät, daß alles Leid und alle Traurigkeit vergangener Zeiten und all die furchteinflößenden Ereignisse der Zukunft sich in deinem bedauernswerten Kopf anhäuft, dich damit belastet, und dir somit zu einem Gerät wird, das dir Unglück und Schaden bringt und damit seinen Wert für dich verloren hat. Das ist auch der Grund dafür, daß der sündige Mensch, um sich vor seinem lästigen und aufdringlichen Verstand zu retten, so häufig der Trunksucht und dem Spiel verfällt, sich geradezu in sie hinein flüchtet. Verkaufst du ihn aber seinem wahren Besitzer und läßt ihn auf dessen. Rechnung arbeiten, so wird dir dein Verstand zu einem Schlüssel, der dir die tiefen Wahrheiten, die Schatzkammern der grenzenlosen Barmherzigkeit und die Gewölbe verborgener Weisheit öffnet. So erhebt er sich auf die Stufe eines Wegweisers (murschid ) des Herrn, der seinen Besitzer zur ewigen Seligkeit führt.

Beispiel: Das Auge ist ein Sinnesorgan, durch das die Seele (ruh) die Welt wie durch ein Fenster betrachtet. Verkaufst du es nicht Gott dem Gerechten, läßt du es vielmehr auf eigene (nefs) Rechnung arbeiten, so sinkt sein Wert auf die Stufe eines schamlosen Betrachters (also eines Voyeurs) herab, der im Dienste seiner eigenen (nefs) Launen und Gelüste mit seinen Blicken an ein paar unbeständigen, vergänglichen Schönheiten haftet. Verkaufst du aber das Auge dem allsehenden (Basir) Meister des Auges und läßt es auf Seine Rechnung und im erlaubten Rahmen arbeiten, so wird dieses Auge von nun an zum Range eines Lesers des großen Buches der Schöpfung und eines Betrachters der wunderbaren Kunstwerke des Herrn in dieser Welt aufsteigen, einer Biene gleich, die im Garten dieser Welt mit den Blumen Seiner Barmherzigkeit gesegnet wurde.

Beispiel: Wenn du die Geschmacksorgane, die du auf deiner Zunge trägst, nicht an deinen weisen Schöpfer verkaufst, sie vielmehr auf eigene (nefs) Rechnung arbeiten läßt, im Namen deines Bauches, so sinkt und stürzt ihr Wert auf die Stufe eines Mundschenks deines Magens herab und wird zum Pförtner am Tore seiner Fabrik. Verkaufst du sie aber deinem freigebigen Versorger (Rezzak), so wird der Geschmacksinn deiner Zunge von nun an zum Rang eines besonders befähigten Verwalters der Schatzkammer göttlichen Erbarmens und zum zufriedenen Küchenchef der unerschöpflichen göttlichen Allmacht (Kudret-i Samedaniye).

kein Ton