Fünfundzwanzigstes Wort | Fünfundzwanzigstes Wort | 36
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Dritter Punkt: Der Qur'an hat seit der Epoche seiner Entstehung bis in unsere Zeit eine so überwältigende Schönheit gezeigt, dass die unter der Bezeichnung »Mu´alIakat-i Seb´a« (w. die sieben Hängenden) an den Wänden der Kaaba mit goldenen Lettern geschriebenen berühmten Kassiden der bekanntesten Dichter von ihm dermaßen in den Schatten gestellt wurden, dass die Tochter des Dichters Lebid, als sie die Kasside ihres Vaters in der Kaaba abnahm, sagte: »Sie haben im Vergleich mit diesen Ayat ihren Wert verloren.«
So warf sich ein beduinischer Dichter, nachdem er die Ayah:

»Verkündige, was dir befohlen wurde!« (Sure 15, 94)

gelesen hatte, zur Erde nieder und antwortete denen, die ihn fragten: »Bist du nun ein Moslem geworden?«
»Nein! Nur vor der unvergleichlichen Schönheit dieser Ayah habe ich mich zu Boden geworfen.«
Gleich ihm haben Tausende von Imamen und Sprachforschern wie Abdu l-Qahir-i Djürdjani, Sekkaki und Zemahsheri, Rhetorik-Wissenschaftler von überragendem Geist, insgesamt übereinstimmend das Urteil abgegeben: »Die überwältigende sprachliche Schönheit des Qur'an übersteigt alles menschliche Fassungsvermögen und bleibt unerreichbar.«
Seit dieser Zeit reizt der Qur'an ständig die stolzen und selbstgefälligen Dichter und Schriftsteller zum Widerstand auf und indem er die Stolzen zerbricht, sagt er zu ihnen: »Bringt doch nur eine einzige ähnliche Sure herbei, oder nehmt in dieser und in jener Welt euren Untergang und eure Schande hin!« Obwohl aber doch der Qur'an sie dazu eingeladen hatte, gaben die halsstarrigen Dichter jener Zeit ihre Bemühungen auf, den kürzeren Weg einzuschlagen und auch nur eine einzige ähnliche Sure hervorzubringen und wählten statt dessen den langwierigen Kampf, in dem sie Gut und Leben aufs Spiel setzten, was beweist, dass es unmöglich ist, den kurzen Weg zu beschreiten.
So haben Freunde des Qur'an in ihrer Begeisterung versucht, den Qur'an nachzuahmen und auch seine Feinde kamen dazu, etwas zu schaffen, was dem Qur'an vergleichbar gewesen wäre und ihn zu kritisieren. Millionen arabischer Bücher sind mit dem Fortschritt des Gedankenaustausches auf den Markt gelangt. Keines davon konnte den Qur'an gleichen. Ja, würde selbst ein ungebildeter Mensch sie hören, sagte er gewiss: »Dieser Qur'an ist ihnen nicht gleich. Ja, er steht noch nicht einmal auf gleicher Stufe mit ihnen. Er muss entweder unter ihnen oder aber über ihnen allen stehen«. Dass er unter ihnen stünde, kann in dieser Welt niemand, kein Ungläubiger, ja noch nicht einmal ein dummer Mensch behaupten. Das heißt also, das die Stufe seiner sprachlichen Schönheit weit über ihnen allen liegt. Einmal hatte jemand die Ayah:

»Es preist Allah, was in den Himmeln und auf Erden ist.« (Sure 57, 1)
gelesen und gesagt: »Ich kann an dieser Ayah nichts von der sprachlichen Schönheit finden, die als so bewundernswert an ihr gesehen wird.« Da sagte man ihm:
»Geh doch auch du wie jener Reisende hinab in die damalige Zeit und lausche da!« Da stellte er sich selbst vor, in der Zeit vor dem Qur'an dort zu sein und sah:
Alle Wesen der damaligen Welt befanden sich in einem heillosen, dunklen, erstarrten, kaum noch bewussten Zustand, ziellos in einem grenzenlos leeren, unendlich öden Raum, in einer unbeständigen, vergänglichen Welt. Plötzlich hörte er die Stimme des Qur'an diese Ayah verkünden und erkannte, dass diese Ayah über der Welt und dem Antlitz der Erde einen Schleier hob, sie erleuchtend, allen mit Bewusstsein begabten Seelen in den Bankreihen der Jahrhunderte mit dieser urewigen Ansprache, diesem zeitlosen Erlass (ferman) Unterricht erteilend und so verstand er, dass das All einer großen Moschee gleich, von Himmel und Erde angeführt mit all seinen Geschöpfen in ein lebendiges Gedenken Gottes (dhikr) und in Seinen Lobpreis versunken, seine Pflicht glücklich, begeistert und zufrieden erfüllt. Dies bezeugte er. Da genoss er die vollendete Schönheit dieser Ayah, verglich sie mit noch anderen Ayat und verstand, dass die Hälfte der Erde und ein Fünftel der Menschheit vom Raunen der Suren angerührt, von ihrer vollendeten Schönheit erfüllt wurde. Hierin liegt eine Weisheit unter Tausenden von Weisheiten, grundlegend für den Fortbestand des Königreiches in all Seiner Majestät und vollkommener Würde ununterbrochen seit vierzehn Jahrhunderten.
kein Ton