Abhandlung über die Natur | Abhandlung über die Natur | 10
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Ein solcher Gedankengang aber ist der- größte Aberglaube und Irrtum einer Unmöglichkeit. den es im Weltall gibt. Ein Mensch, der das Kunstwerk des Schöpfers des Alls einer- vorgeblichen, belanglosen, entscheidungsunfähigen Natur zuschreibt, zeigt damit sicherlich, daß er hundertfach tierischer als das Tier ist und ohne jeden Verstand.

Zweite Unmöglichkeit: Wenn diese überaus geordneten ausgewogenen Existenzen voll Kunst und Weisheit nicht einer einzigen Person zugeschrieben werden, die unendliche Macht und Weisheit ist, sondern statt dessen von der Natur abgeleitet werden, dann muß man voraussetzen, daß dic Natur in jedem Stückchen Erde so viele Maschinen enthält, wie der Anzahl aller Druckereien und Fabriken Europas entspricht, und daß diescs Stückcken Erde das Wachsen und Gedeihen von zahllosen Blumen und Früchten veranlassen kann, deren Quelle und Werkbank es ist. Man kann in der Tat sehen, daß z.B. eine Schüssel voll Erde, die den Blumen als Topf dient, die Fähigkeit hat, aus den Samen -wie sie der Reihe nach hineingeworfen werden - Form und Gestalt aller Blumen in ihrer Mannigfaltigkeit urýd Verschiedenartigkeit zu bilden.

Wollte man dies nicht auf den glorreichen Allmä chtigen zurtickführen, dann könnten sie, fände sich nicht in dieser Schüssel voll Erde für jede einzelne Blume eine besondere unsichtbare Maschinerie der Natur, nicht in diesen Daseinszustand treten. Denn was die Samen betrifft, so sind sie wie die Spermien und die Eier aus der gleichen Substanz. Denn wie ein Teig bestehen sie aus einer Mischung von Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff und Stickstoff, ungefügt und ungestaltet. Wind und Wasser, Wärme und Licht, jedes von ihnen wirkt einem Gießbach gleich in seiner undifferenzierten Art und ohne jedes Unterschcidungsvermögen auf sie ein und bringt aus dieser Erde zahllose, ganz verschiedene, überaus planmäßig und kunstvoll gestaltete Blumen hervor. Es müssen sich also offensichtlich und zwangsläufig in der Erde, die sich in dieser Schüssel befindet, gbenso vie1e unsichtbare Druckereien und Fabriken winzigen Ausmaßes befinden, wie man sie sich in Europa vorstellen kann, damit sie so viele lebendige Stoffe und tausender lei verschiedene Textilien herstetten können.

Da kann man also nun vergleichen, in welchem Grade die Gedanken der ungläubigen Materialisten vnn der Bahn des noch Vernunftgemäßen abgewichen sind. Siehe, wie weit diese Törichten, Berauschten in Menschengestalt, die glauben, daß die Natur ein Erfinder sei und von sich selbst behaupten, daß sie Wissenschaftler und Männer von. Verstand seien, sich von Verstand und Wissenschaft entfernt haben und was für einen hochkomplizierten und auf gar keine Weise möglichen Aberglauben sie sich selbst als Weg ausgesucht haben! Lache über sie und spucke vor ihnen aus!...

kein Ton