Abhandlung über die Natur | Abhandlung über die Natur | 8
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Wären nicht alle diese Zellen Beamten gleich dem Befehl des Meisters dieser Welt unterstellt, dann müßte jede einzelne Zelle sowohl absoluter Herr über alle Zellen in diesem Körper, als auch jede einzelne ein absoluter Sklave sein; es müßte jede einzelne der anderen sowohl gleichgestellt als auch bezüglich ihrer Souveränität der anderen entgegengesetzt sein; sie müßte sowohl Ursprung und Quelle all der vielen Eigenschaften sein, die einzig dem Notwendig-Seienden zugehören, als auch von vielen Bedingungen abhängig und an sie gebunden und zugleich auch völlig frei und ungabunden sein. Ein solches in sich einheitliches und wohlgestaltetes Geschöpf, welches nur das Werk des Ein-Einzigen und Geheimnis der Einheit sein kann, unzähligen Zellen zuzuschreiben ist für jeden, der auch nur über ein Fünkchen klaren Bewußtseins verfügt, ganz klar und offensichtlich eine Unmöglichkeit; ja, das sind hundert Unmöglichkeiten.

Dritte Unmöglichkeit: Wäre dein Körper nicht gleich einer Handschrift; geschrieben mit der Feder des Urewigen-Allmächtigen, welcher Ein-Einziger ist, sondern der Natur zugehörig, wie von den Ursachen gedruckt, dann mußten sich in deinem Körper entsprechend der Anzahl der Zellen und Organe deines Körpers tausende ver schiedener natürliche Gußformen gleich ineinander ver schachtelten Kreisen vorfinden. Denn wenn dieses Buch, das sich hier in unseren Händen befindet, eine Handschrift ist, so hat ein einziger Stift all dies geschrieben und es beruht auf der Kenntnis seines Schreibers.

Wenn es sich dabei aber um keine Handschrift handelt, die mit einer Feder geschrieben wurde, man vielmehr sagte, es sei aus sich selber entstanden, oder die Natur habe es zustande gebracht, dann wäre gleich wie für den Druck eines Buches eine besondere Type für jeden einzelnen Buchstaben notwendig, um es drucken zu künnen. So wie sich in einer Druckerei ebenso viele Typen befinden, wie es Buchstaben gibt, damit die Buchstahen nachher auch in Erscheinung treten können, so müssen auch an Stelle eines einzigen Stiftes, ebenso viele Typen wie Buchstaben vorhanden sein.

Ja, es kommt manchmal vor, daß sich unter diesen Buchstaben einmal ein Riesenbuchstabe befindet, in dem eine ganze Seite mit einem kleinen Stift und feinen, dünnen Linien hinein geschrieben wurde, so daß für die Beschriftung eines einzigen Buchstabens tausende von Drucktypen notwendig werden. Wenn sie nun aber sogar in wohlgeordneter Weise mitainander verschachtelt sind und die gestalt deines Körpers annehmen, dann müssen wir fürjedes einzelne Organ, fürjedes einzelne Gewebestückchen entsprechend der Anzahl der einzelnen Bestandteile ebenso viele verschiedene Gußformen verwenden.

kein Ton