Abhandlung über die Natur | Abhandlung über die Natur | 5
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Ja, wäre es denn auf irgendeine Weise möglich undwahrscheinlich, daß die aus den verschiedenen Gläsern entnommenen unterschiedlichen Mengen dadurch zueinander gekommen sein und sich miteinander vermischt haben könnten, daß irgendein sonderbarer Zufall oder vielleicht ein Windstoß die Gläser umgeworfen habe, wodurch die Arzneien ausgelaufen seien undjede von ihnen sich mit dem nur allein ihr eigenen genauen Maß zu einer bestimmten Salbe vereinigt hätten... Gäbe es vielleicht etwas, das ein noch größerer Aberglaube, noch unwahrscheinlicher und absurder wäre als dieses? Könnte ein Esel selbst eine doppelte Eselei annehmen und dann ein Mensch werden, er würde sagen: Eine solche Idee kann ich nicht annehmen<< und davon laufen.

Soist es also wie in diesem Beispiel: Alles, was Leben in sich enthält, ist sicherlich eine solche lebendige Salbe. Und jede Pflanze gleicht einem lebenden Heilmittel, das aus vielen unterschiedlichen Substanzen zusammengesetzt ist, für das viele spezifische Maßeinheiten angewandt wurden. Dies den Ursachen und Elementen der Natur zuzuschreiben und zu sagen: Die Ursachen haben dies bewirkt<< ist hundertfach weiter von jeglicher Vernunft entfernt, unmöglicher und absurder, als dieEntstehung einer Salbe in einer Apotheke durch dasUmstürzen der Gläser.

Kurzum: Alles Lebendige in dieser großen Apotheke der Welt kann nur aus der unendlichen Weisheit, dem grenzenlosen Wissen und einem alles umfassenden Willen Gestatt annehmen, durch Urteil und Bestimmung des Urewigen-Weisen, der die Waage hält. Ein Unglükseliger, welcher sagt: Dies haben die Ursachen der natürlichen Elemente zustande gebracht, die taub und blind, einem Sturzbach ohne Grenzen gleich dahinströmen, ein dummer Phantast, der sagt: <

Zweite Unmöglichkeit: Wäre nicht ein jedes Ding dem Glorreichen-Allmächtigen zuzuschreiben, welcher Ein-Einziger ist, sondern auf Ursachen aus der unbelebten Natur zurückzuführen, dann müßte notwendiger Weise bei der Entstehung alles dessen, was da lebt, eine Vielzahl von Ursachen und Elementen beteiligt sein. Es ist aber ganz offensichtlich eine Unmöglichkeit, daß in dem Körper eines so kleinen Geschöpfes wie einer Mükke eine derart große Anzahl von Vektoren, die voneinander verschieden und einander entgegengesetzt sind, in so vollkommener Ordnung,mit einer so empfindlichen Maßgenauigkeit und in so vollständiger Übereinstimmung wirksam werden, daß jeder, der auch nur so viel Bewußtsein besitzt, wie sich im Flügel einer Mücke befindet, sagen muß: Das ist unmöglich. Das kann nicht sein.<< Ja, der winzige Leib einer Mücke steht mit den meisten Ursachen und Elementen des Alls in Verbindung, ist sogar dessen Zusammenfassung. Wären sie nicht dem Urewigen-Allmächtigen zuzuschreiben, dan müßten diese Ursachen der unbelebten Natur selbst neben ihrem Körper zu finden sein, oder aber in ihren winzigen Leib eintreten. Ja, es wäre sogar erforderlich, daß sie in jede einzelne Facette ihres Auges eintreten, die ein verkleinertes Abbild ihres Körpers ist. Denn wenn die Ursache aus der unbelebten Natur kommt, muß sie auch neben oder in dem verursachten Objekt wirksam werden. In diesem Falle müßte man davon ausgehen, daß sie wie ein Meister im Inneren der biologischen, chemischen und physikalischen Bausteine und Grundelemente dieser winzigen Zelle arbeiten, dort, wo nicht einmal die Spitzen der Fühler einer Mücke mehr Platz finden.

kein Ton