Abhandlung über die Natur | Abhandlung über die Natur | 13
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Dritte Unmöglichkeit: Zwei Beispiele, die in einigen Abhandlungen erläutert worden sind, zur Erklärung dieser Unmöglichkeit.

Erstes Beispiel: In ein Schloß, das in einer menschenleeren Wüste erbaut und errichtet und mit allem Komfort der Zivilisation eingerichtet und ausgestattet wurde, tritt ein völlig unzivilisierter Mensch ein, sieht sich darin um... erblickt darin tausende überragender Kunstwerke... sagt in seinem Mangel an Bildung und Zivilisation: Von außen hat keiner daran mitgewirkt. Eines von den Dingen in diesem Schloß hat dieses Schloß erschaffen und alles, was sich darinnen befindet.

Und er beginnt es zu durchforschen. Welches Ding er auch immer betrachtet... auch sein primitiver Verstand vermag kein Ding zu erblicken, das dies alles erschaffen haben könnte. Dann findet er ein Heft, in dem der Bauplan dieses Schlosses, ein Inhaltsverzeichnis seiner Einrichtung und die Gesetze seiner Verwaltung niedergelegt sind. Zwar hat auch dieses Heft, ohne Hände, ohne Augen, ohne einen Hammer so wenig wie die übrigen Dinge in diesem Schloß irgendeine Fähigkeit, es einzurichten und auszustatten. Er findet aber keinen anderen Ausweg und weil er sieht, daß dieses Heft im Vergleich mit den anderen Dingen im Hinblick auf die Lehre von den Gesetzen der Wissenschaft in Beziehung zu dem Gesamt des Schlosses steht, sieht er sich gezwungen zu sagen: Da also ist das Heft, das dieses Schloß erbaut, eingerichtet und ausgestattet hat und das diese Dinge erschaffen, verteilt und befestigt hat.... So wandelt er seine Primitivität in die Phantastereien der Toren und Trunkenbolde um...

Nun tritt also wie in unserem Beispiel ein primitiver Mensch, getragen von dem Gedanken des die Gottheit leugnenden Naturalismus, in dieses Schloß der Welt, das noch in unendlichem Maße besser geordnet und vollkommener ist als das Schloß in unserem Beispiel und allseits voll wunderbarer Weisheit. Er denkt nicht, daß dies ein Kunstwerk des Notwendig-Seienden ist, der in Seiner Person außerhalb des Kreises der Möglichkeiten (= die geschaffene Welt) ist und wendet sich von Ihm ab und wendet sich stattdessen dem Kodex der göttlichen Gesetze und dem Katalog der Kunstwerke des Herrn zu, der Tafel innerhalb des Kreises der Möglichkeiten, welche vom göttlichen Geschick beschrieben und wieder abgewischt wird, dem Buch über die Ausführung der Gesetze der göttlichen Macht, aufgrund dessen alles verwandelt und neu gestaltet wird und das man so fälschlicher Weise Natur nennt. Und er sagt: Da nun einmal diese Dinge nach einer Ursache verlangen, gibt es außer diesem Heft kein Ding, das zu ihnen in Beziehung stünde. Zwar akzeptiert der Verstand in keiner Hinsicht, daß dieses Heft ohne Auge, ohne Verstand, ohne Macht die Werke der vollkommenen Herrschaft zustande bringen könnte, die eine grenzenlose Macht erfordern. Da ich aber nun einmal einen urewigen Schöpfer nicht akzeptiere, glaube ich, daß es das beste wäre, zu sagen, daß dieses Heft dies alles erschaffen hat und erschaffen kann. Wir aber sagen dagegen:

kein Ton