Nun zogen einmal zwei Männer zu einer Reise in die Sahara hinaus. Der eine von ihnen war ein bescheidener Mann, der andere aber stolz... Der bescheidene erbat den Schutz eines Fürsten und reiste unter dessen Namen, der stolze aber nicht... Der erste bewegte sich überall in Sicherheit (selamet). Begegnete ihm ein Wegelagerer, so sagte er nur: «Ich reise unter dem Namen des Fürsten von So-und•So.» So läßt ihn der Räuber weiterziehen und geht. Tratt er in ein Zelt ein, ward er unter diesem Namen in Ehren aufgenommen. Der andere aber in seinem Stolz geriet auf der ganzen Reise in solche Schwierigkeiten, wie man sie kaum beschreiben kann. Er lebte in beständiger Angst und Not und mußte um alles und jedes betteln. Dazu erfuhr er noch eine schlechte, ja unwürdige Behandlung.
Wohlan denn, du meine hochmütige Seele! Dieser Reisende bist du. Was aber diese Welt betrifft, so gleicht sie einer Wüste. Deine Schwäche und Armseligkeit ist grenzenlos. Deine Feinde sind zahllos und deine Bedürfnisse unendlich. Weil aber das so ist, unterstelle dich dem Namen dieses Königs von Ewigkeit zu Ewigkeit, welcher Besitzer und Herrscher dieser Wüste ist... damit du davor bewahrt bleibst, in aller Welt betteln zu müssen und vorjedem Ereignis zu zittern...
In der Tat ist dieses Wort «Bismillah» ein so gesegneter Schatz, daß es für dich in deine grenzenlose Schwäche und Armseligkeit am Hofe des Allmächtigen (Kadir) und Allbarmherzigen zu einem hochachtbaren Fürsprecher wird und so für dich eine Beziehung zur Macht (kudret) und Barmherzigkeit herstellt. Wer nach diesem Wort handelt, gleicht einem Mann, der sich als Soldat anmustern läßt. Er handelt im Namen des Staates. Er braucht niemanden zu fürchten. «Im Namen des Gesetzes, im Namen der Regierung», spricht er. Er erledigt jede Arbeit und überwindet jede Schwierigkeit.
Wir haben am Anfang gesagt: Die ganze Schöpfung spricht ohne Worte ein «Bismillah». Wie geschieht das?
Stellen wir uns also einmal vor: Da kommt ein Mann ganz allein daher. Er führt die ganze Bevölkerung einer Stadt gewaltsam an einen Ort, wo er sie zur Arbeit zwingt. Da weißt du mit Sicherheit: dieser Mann handelt nicht in eigenem Namen und nicht aufgrund seiner eigenen Macht. Er ist vielmehr ein Soldat. Er handelt im Namen der Regierung. Er stützt sich auf die Macht und das Ansehen eines Königs. Genauso handeln alle Dinge im Namen Gottes des Gerechten, wie z.B. die Samenkerne und Körner, winzig klein wie Staubkörner, riesige Bäume auf ihren Schultern tragen, Lasten gleich Berge emporheben. Das heißt also: Jeder Baum spricht «Bismillah». Er füllt seine Hände aus der Schatzkammer des Allbarmherzigen mit Früchten, streckt sie uns entgegen, bietet sie uns an. Jeder Garten spricht «Bismillah». Er wird wie zu einem Kessel in der Küche der Macht, worin die verschiedensten Arten köstlicher Speisen gleichzeitig zubereitet werden. Alle die Tiere (die Gott zum Segen der Menschheit geschaffen hat) wie Kuh und Kamel, Ziege und Schaf, sprechen «Bismillah». Aus der Fülle des Erbarmens entsteht ein Brunnen von Milch. Er bietet uns im Namen des Versorgers (Rezzak) das feinste und reinste Wasser des Lebens zur Nahrung an. Alle die Pflanzen, Bäume wie Kräuter sprechen mit ihren seidenweichen Wurzeln und Adern «Bismillah». Sie durchdringen harte Steine und feste Erde. Sie sprechen «Im Namen Allahs, im Namen des Barmherzigen» und es unterwerfen sich ihnen alle Dinge.