Kurze Worte | Kurze Worte | 21
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Wenn du den Lowen hinter mir töten, den Galgen zum Verschwinden bringen, die Wunden in meiner rechten und linken Seite wieder schließen kannst und zudem noch eine Möglichkeit weißt, meinen Weg in die Verbannung zu beenden, dann tu’s doch und zeig mir was du kannst! Danach magst du dann sagen: Komm, wir wollen uns vergnügen! Sonst aber schweig, du Verblendeter!... Dann will ich auf das hören, was diese El-Chidrgleiche Erscheinung des Himmels zu mir spricht...»

Wohlan denn, du meine Seele, die du gelacht hast, als ich noch jung war, und die du jetzt weinst, weil du darüber gelacht hast! Wisse nun... Dieser armselige Soldat, das bist du, das ist der Mensch. Und der Löwe, das ist die Sterbestunde. Was aber den Galgen betrifft, so ist er Tod, Zerfall und Trennung, da wie das Aufeinanderfolgen von Tag und Nacht, ein jeder seinem Freund «Lebe wohl!» sagt... ihn verliert. Von den beiden Wunden ist die eine die unendliche, unerträgliche menschliche Schwäche, die andere aber die grenzenlose menschliche Armseligkeit. Betrachten wir nun die Reise in die Verbannung, so führt sie heraus aus der Welt der Geister (ruh), heraus aus dem Mutterschoß, hindurch durch Kindheit und Greisenalter, durchs irdische Leben, Grab und Zwischenwelt (berzah) zur Wiederversammlung hinüber über die Brücke von «Syrat»: eine lange Fahrt der Prüfung. Die beiden Tylsym (Geheimnisse) aber sind der Glaube an Gott den Gerechten und der Glaube an das Jenseits. In der Tat nimmt der Tod, wenn ein gläubiger Mensch diese beiden Tylsym (Zaubermittel) gebraucht, die Gestalt von Buraq (jenes geheimnisvollen Reittieres unseres Propheten - d.Ü.) an, eines Pferdes, das ihn willig aus diesem irdischen Kerker heraus in die himmlischen Gärten hinüber und zur Gegenwart Gottes des Allbarmherzigen trägt. Deshalb lieben die Vollendeten (kamil insanlar ), da sie die Wahrheit hinter dem Tod schauen, den Tod. Noch ehe denn der Tod kommt, verlangen sie danach zu sterben.

Zudem werden uns Verfall und Trennung und der Galgen, der den Ablauf der Zeit darstellt, mit dem Tylsym (Geheimnis) des Glaubens zu Geräten, die uns die wundervollen Kunststickereien des königlichen Meisters, wie sie gleichsam noch feucht, überaus bunt, vielfarbig und vielgestaltig, frisch aus Seiner Werkstatt kommen, die Wunder Seiner Allmacht und die Manifestationen Seines Erbarmens als einen vollkommenen Genuß vor unser betrachtendes Auge bringen. In der Tat werden nur die Spiegel, welche das Licht (nur) und die Farben der Sonne zurückstrahlen, ausgewechselt und durch neue ersetzt. Die Szene auf der Leinwand wechselt und der Anblick gestaltet sich noch besser, noch schöner.

kein Ton