Kurze Worte | Kurze Worte | 24
(1-53)
Achtes Wort

«Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; Allah ist und auß er Ihm gibt es keinen Gott, Er, der Lebendige, der Beständige.» (2,255)

«Fürwahr, Glaube (din) ist bei Allah die Ergebung (Islam)» (3,19)

Möchtest du Wesen und Wert des Glaubens für den Menschen und des menschlichen Geistes für die Welt und die Welt selbst begreifen? Und weißt du, daß die Welt zu einem Gefängnis würde, gäbe es keinen wahren Glauben, und daß ein unreligiöser Mensch das unglückseligste unter allen Geschöpfen ist? Und weißt du, daß das tiefe Geheimnis (tylsym) dieser Welt durch den Ruf «Ya Allah!» (Oh Gott) und das Zeugnis «La ilahe illallah» (Es gibt keinen Gott außer Allah) erschlossen wird, wodurch auch des Menschen Seele (ruh) aus der Finsternis errettet wird, dann betrachte und höre das folgende Gleichnis:

In alter Zeit begaben sich einmal zwei Brüder gemeinsam auf eine lange Reise. Sie gingen und gingen immer weiter und kamen schließlich an eine Wegegabelung. Genau dort aber, wo der Weg sich teilte, erblickten sie einen Landeskundigen, der ihnen Vertrauen einflößte. Ihn befragten sie: «Welches ist der bessere Weg?» da entgegnete ihnen dieser: «Wählt ihr den rechten Weg, dann müßt ihr euch an Recht und Gesetz halten. Doch für diese Mühe werdet ihr in Sicherheit reisen und glücklich sein. Was aber den linken Weg betrifft, so bringt er

für euch Freiheit und Ungebundenheit. Doch bringt diese Freiheit Gefahren und diese Ungebundenheit Ruhelosigkeit mit sich. Nun aber entscheidet euch und trefft eure Wahl.»

Nachdem sie diese Worte vernommen hatten, sagte der eine von den beiden Brüdern, der gutwillig und wohlgesonnen war:

«Ich vertraue auf Gott,»

schlug den rechten Weg ein und machte sich auf die Reise. Und dabei unterwarf er sich den Anordnungen von Recht und Gesetz. Der andere Bruder aber, weil er bösgesinnt und verblendet war, zog es vor, den linken Weg zu wählen. Begleiten wir zuerst in Gedanken diesen Mann, der nun äußerlich eine leichte, doch innerlich eine schwere Bürde zu tragen hatte. Da wanderte nun dieser Mann die Berge und Täler hinauf und hinunter und ging und ging immer weiter, bis er sich am Ende in einer menschenleeren Wüste befand. Dort vernahm er plötzlich ein fürchterliches Gebrüll.

kein Ton