Kurze Worte | Kurze Worte | 22
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Wenn wir nun auf die beiden Heilmittel zu sprechen kommen, so ist das eine davon die Geduld und das Gottvertrauen, das sich auf die Macht des Schöpfers stützt und sich in Seiner Allweisheit geborgen fühlt.Ist das nicht so? Es ist wirklich so! Ein Mensch, der sich aufgrund der Urkunde seiner eigenen Schwäche auf den Herrn der Welt stützt, der da herrscht mit dem Befehl:

«Kun fe yekun!» (Sei! Und es ist.- 36,82), was braucht er zu fürchten? Denn im Anblick eines fürchterlichen Unglücks sagt er:

«Allahs sind wir,und zu Ihm kehren wir zurück.» (2,151)

und vertraut sich mit ganzem Herzen der Barmherzigkeit seines Herrn an. In der Tat erwächst dem Gotteskenner, dem Theologen, der Sinn für die Freude aus seiner Hilflosigkeit und Gottesfurcht. In der Tat nähren sich Sinn und Gemüt aus der Furcht. Fragte man ein einjähriges Kind: «Was ist es, was dich deines Wohlbefindens ganze Köstlichkeit verspüren läßt?» und hätte das Kind Verstand genug, diese Frage zu beantworten, so würde es sicherlich sagen: «Wenn ich in dem Bewußt sein meiner Schwäche und Armseligkeit, vor dem zärtlichen Klaps meiner Mutter schüchtern erneut an meiner Mutter Brust flüchtend wieder ihre Liebe verspüre.» Denn, aller Mütter Liebe und Zärtlichkeit gleicht nur dem Aufleuchten eines Blitzstrahls der Allerbarmung. Deshalb ist es auch, daß die Vollendeten (kamil insanlar) in ihrer Schwäche und in der Gottesfurcht so viel Sinn und Zufriedenheit erfahren, daß sie auf ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten verzichten und in ihrer Schwäche zu Allah ihre Zuflucht nehmen. Sie haben ihre Schwäche und ihre Furcht zu ihrem Fürsprecher gemacht.

Was nun aber das andere Heilmittel betrifft, so besteht es aus der Dankbarkeit und der Zufriedenheit, in der sich der Gläubige mit Bitten und Beten auf das Erbarmen des allbarmherzigen Versorgers (Rezzak) stützt. Ist das nicht so? Es ist wirklich so! Denn wie kann in der Tat für einen Gast des freigebigen Gastgebers (Cevvad-y Kerim), der die ganze Erde wie einen Tisch bereitet, den Frühling wie einen Blumenstrauß erschaffen und Seine Blumen über diesen Tisch hin ausgestreut hat, seine Armseligkeit und Bedürftigkeit noch länger ein Schmerz und eine Last sein? Vielmehr nimmt seine Armseligkeit und Bedürftigkeit gleich dem Hunger die Gestalt eines Koches an. Ja, um dieses Hungers willen, bemüht er sich sogar noch darum, sich seine Armseligkeit noch klarer vor Augen zu stellen. Aus diesem Grunde sind vollkommene Menschen geradezu stolz auf ihre Armut.(Hüte dich, dies nicht falsch zu verstehen! Gegenüber Gott seine Armseligkeit zu empfinden, heißt, zu Ihm zu flehen. Es heißt nicht, seine Armut vor den Leuten zur Schau zu stellen und damit hausieren zu gehen.)

kein Ton