Weil aber nun einmal diejenigen, welche etwas leugnen, etwas bestreiten wollen, nicht in Anbetracht der Dinge urteilen, vielmehr die Dinge so beurteilen, wie sie ihnen in ihrem Gefühl, in ihren Gedanken, in ihren Augen erscheinen, können sie mit Sicherheit nicht einander unterstützen und bestärken. Denn die Schleier, die Ursachen, die sie daran hindern, etwas zu sehen und zu wissen, sind verschieden. Jeder von ihnen kann sagen: »Ich sehe es nicht. Für mich und nach meiner Überzeugung gibt es so etwas nicht.« Aber er kann nicht sagen: »So etwas gibt es tatsächlich nicht.« Wollte er das sagen - und das gilt ganz besonders, wenn es sich dabei nicht um persönliche, sondern ganz allgemeine, universelle Dinge handelt, wie zum Beispiel Glaubensfragen -, dann wäre dies eine so allgemeine, eine so universelle Lüge, dass sie niemals den Tatsachen entsprechen und niemals als Beweis dienen könnte.
Kurzum: Das Ergebnis eines Beweises ist stets ein und dasselbe und dient der Bekräftigung. Im Falle einer Leugnung aber erhalten wir dafür nicht nur eines, sondern mehrere Ergebnisse. Weil die Vorbedingungen je nach dem Blickwinkel des einzelnen, der »bei mir und von meinem Standpunkt aus« oder »nach meiner Überzeugung« sagt, in ihrer Verschiedenheit auch zu verschiedenen Ergebnissen führen, können sie auch nicht einander stützen.
Deshalb hat vom Standpunkt dieser Tatsache aus betrachtet die Vielzahl der Ungläubigen und Glaubensleugner und die offensichtliche Mehrheit derer, die sich gegen den Glauben wenden, keinen Wert. Doch was eigentlich nicht den Glauben und die Sicherheit eines Gläubigen erschüttern sollte, so haben ihn in dieser Zeit dennoch die Philosophen Europas verleugnet und bestritten und so einen Teil ihrer unglücklichen Sympathisanten unter den Gläubigen schwankend werden lassen. Sie haben ihnen ihre Sicherheit genommen und ihre ewige Glückseligkeit zerstört. So betrachten die Menschen den Tod, der an jedem Tag dreißigtausend Seelen hinwegrafft und die Bedeutung eines Dahinscheidens hat, wenn ihre Frist abgelaufen und die Stunde der Entlassung gekommen ist, wie eine Hinrichtung, haben ihn zu einer Verurteilung in Ewigkeit gemacht. Die stets geöffneten Pforten des Grabes vergiften das behagliche Leben des Gottesleugners, erfüllen ihn mit Kummer und Bitternis und gemahnen ihn ständig an das über ihn verhängte Ende. So verstehe denn nun, welch eine große Gnade der Glaube ist und das Leben des Lebens!