Dreiundzwanzigster Blitz | Dreiundzwanzigster Blitz | 10
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Wenn ein Mann als ein Soldat oder als ein Beamter in seines Königs Diensten steht, dann vermag dieser Beamte oder dieser Soldat auf Grund dieses Dienstverhältnisses hunderttausendmal mehr zu leisten als auf Grund seiner persönlichen Befugnisse. Und im Namen seines Kaisers kann er zuweilen sogar einen König gefangen nehmen. Denn für die Leistungen, die er erbringt und die Tätigkeiten, die er ausführt, verschafft er sich Vollmacht und Ausrüstung nicht selbst und braucht sie sich auch nicht selbst zu verschaffen... Auf Grund seines Dienstverhältnisses übernehmen die königliche Schatzkammer, das Zeughaus und das Heer, das für seine Versorgung zuständig ist, Ausrüstung und Verantwortung. Das heißt, dass die Werke, die er vollbringt, voll Majestät sein können wie die eines Königs und die Leistungen, die er zeigt, so wundervoll sein können wie die eines Heeres.

Auf diese Weise zerstört eine Ameise auf Grund ihres Dienstverhältnisses den Palast des Pharao... richtet eine Mücke in diesem Auftrage Nimrod zu Grunde... und aus diesem Verhältnis erwachsen dem Samenkorn eines Tannenbaumes, klein wie ein Weizenkorn, alle Äste und Zweige einer riesigen Tanne *.

Wenn diese Verbindung aufgehoben und dieses Dienstverhältnis gelöst wird, muss er zur Durchführung dieser Arbeiten die Verantwortung auf seinen Schultern tragen und sich die Ausrüstung auf den eigenen Rücken laden. Dann müsste er seine Arbeit nach Maßgabe seiner winzigen Fäuste und nach Anzahl der Munition auf seinen Rücken laden. Wollte man dann noch von ihm erwarten, dass er seine Pflichten und Aufgaben mit der gleichen spielerischen Leichtigkeit ausführe wie zuvor, dann müsste er sicherlich die Kraft eines Heeres in seiner Hand halten und sich die königliche Rüstungsindustrie auf seinen Rücken laden. Selbst die Moritaten und Bänkelsänger, die Gaukler und Komödianten würden sich dergleichen Phantastereien schämen!...

Kurzum: Führt man alles Sein auf den Notwendig-Seienden zurück, dann ist alles mit zwangsläufiger Folgerichtigkeit ein Leichtes. Es aber vom Aspekt der Natur her zu betrachten, ist bis zum Grade der Negation kompliziert und liegt außerhalb der Reichweite des vernünftigen Denkens.

Dritte Unmöglichkeit: Zwei Beispiele, die in einigen Abhandlungen erläutert worden sind, zur Erklärung dieser Unmöglichkeit.

Erstes Beispiel: In ein Schloss, das in einer menschenleeren Wüste erbaut und errichtet und mit allem Komfort der Zivilisation eingerichtet und ausgestattet wurde, tritt ein völlig unzivilisierter Mensch ein, sieht sich darin um... erblickt darin Tausende überragender Kunstwerke... sagt in seinem Mangel an Bildung und Zivilisation: »Von außen hat keiner daran mitgewirkt. Eines von den Dingen in diesem Schloss hat dieses Schloss erschaffen und alles, was sich darinnen befindet.«

Und er beginnt es zu durchforschen. Welches Ding er auch immer betrachtet... auch sein primitiver Verstand vermag kein Ding zu erblicken, das dies alles erschaffen haben könnte. Dann findet er ein Heft, in dem der Bauplan dieses Schlosses, ein Inhaltsverzeichnis seiner Einrichtung und die Gesetze seiner Verwaltung niedergelegt sind. Zwar hat auch dieses Heft, ohne Hände, ohne Augen, ohne einen Hammer so wenig wie die übrigen Dinge in diesem Schloss irgendeine Fähigkeit, es einzurichten und auszustatten. Er findet aber keinen anderen Ausweg und weil er sieht, dass dieses Heft im Vergleich mit den anderen Dingen im Hinblick auf die Lehre von den Gesetzen der Wissenschaft in Beziehung zu dem Gesamt des Schlosses steht, sieht er sich gezwungen zu sagen: »Da also ist das Heft, das dieses Schloss erbaut, eingerichtet und ausgestattet hat und das diese Dinge erschaffen, verteilt und befestigt hat.«... So wandelt er seine Primitivität in die Phantastereien der Toren und Trunkenbolde um...

kein Ton