Abhandlung über die Natur | Abhandlung über die Natur | 56
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Wer dem Unglück mit Gottvertrauen begegnet, erreicht dies ebenso.

Zum dritten: Jedes Zeitalter hat seine Besonderheiten. In diesem Zeitalter der Nachlässigkeit hat das Unglück seine Form gewandelt. Zu bestimmten Zeiten und für bestimmte Menschen ist Unglück nicht wirklich Unglück, sondern vielmehr eine Gnade Gottes. Da ich diejenigen, die an Krankheit leiden zur heutigen Zeit, als glücklich betrachte - unter der Voraussetzung, daß ihre Krankheit nicht ihre Religion berührt - kommt es mir nicht in den Sinn, Krankheit und Unglück zu widerstehen oder die Betroffenen zu bedauern. Immer, wenn ich einem betroffenen jungen Menschen begegne, stelle ich fest, daß er seine religiösen Verpflichtungen viel ernster nimmt, auch das Jenseits, als seine Alterskameraden. Hieraus schließe ich, daß Krankheit nicht ein Unglück ist für solche Menschen, sondern vielmehr eine Gnade Gottes. Es ist richtig, seine Krankheit mag in diesem kurzen, vergänglichen Leben Verzweiflüng bewirken, aber sie ist seinem ewigen Leben zuträglich. Man muß sie geradezu als eine Art Anbetung betrachten. Wäre er gesund, könnte er unmöglich seine Einstellung bewahren, die er während seiner Krankheit pflegt. Er würde der Ausschweifung verfallen, dem Ungestüm der Jugend, dem ausschweifenden Charakter dieser Epoche gemäß.

Schluß:

Gott, der Allmächtige, hat den Mensclien mit unendlicher Schwäche und unbegrenzter Abhängigkeit ausgestattet, um seine unendliche Macht und seine unbegrenzte Gnade zu erweisen. Auch hat Er, um die unendliche Vielfalt der Wirkungen seiner Namen (Eigenschaften) zu erweisen, den Menschen wie eine Maschine geschaffen, die aus einer Unzahl von Richtungen Schmerz und Freude wahrzunehmen und aufzunehmen vermag. In diese Maschine hat er Hunderte von Teilen gegeben und für jedes Teil verschiedene Schmerzen und Freuden, Pflichten und Belohnungen bestimmt. Alle Namen (Eigenschaften) Gottes sind in dem `Makroanthropos’ - der Welt, - in dem `Mikrokosmos’ - der Menschen gleicher maßen wirksam. Gute Gesundheit, Genesungund Freude sind wie Befehle, die von der Maschine Mensch empfangen werden und ihn veranlassen, Dank auszustoßen, ihn zu führen, verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Derart stößt der Mensch Süßes (Liebliches) aus wie eine Zuckerfabrik.

Ebenso werden die anderen Zahnräder der Maschine Mensch durch Unglück, Krankheit und Schmerz in Bewegung und Drehung versetzt. Das Metall der dem Menschen innewohnenden Schwäche, Hililosigkeit und Armseligkeit wird geläutert. Nicht nur die Zunge, jedes Glied des Körpers, in eine Zunge verwandelt, sucht Zuflucht und Hilfe. So wird der Mensch durch diese Möglichkeiten zu einer Schreibfeder, •die wiederum tausend Schreibfedern enthält. Er schreibt Bestimmtes seiner Existenz auf das Blatt seines Lebens, oder vielmehr auf die ursprüngliche Tafel, verkündet die Namen Gottes und wird selbst zu einem Loblied des Ruhmes Gottes, erf’üllt so den Zweck seines Daseins.

kein Ton