Das glaubende ich | Das glaubende ich | 26
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somit auch der Schlüssel zum verschlossenen Geheimnis der Schöpfung. Es ist ein problemlosendes Rätsel, ein wunderliches Geheimnis. Wenn sein Kern bekannt ist, wird das „Ich", jenes seltsame Ratsei, jenes verblüffende Geheimnis, offenbart, und enthüllt gleichzeitig das Ge­heimnis der Schöpfung und die Schätze des göttlichen Reiches. Wir haben dieses Problem in meiner arabischen Abhandlung mit dem Titel „Mitteilungen" (Sem-me=Leitfäden) angesprochen.

Der Schlüssel zum Universum befindet sich in der Hand des Menschen und ist an sein Selbst geknüpft. Denn obwohl die Tore der Schöpfung geöffnet schei­nen, sind sie tatsachlich geschlossen. Durch das Treu­handgut gab der Allmächtige Gott der Menschheit einen Schlüssel, genannt das „Ich", um damit alle Tore des Universums aufzusperren. Er gab den Menschen ein rät­selhaftes „Ich", mit dem sie die verborgenen Schätze des Schopfers allen Seins entdecken können. Aber das „Ich" ist auch ein äußerst kompliziertes Ratsei und ein Talis­man, der schwer zu lösen ist. Wird seine wahre Natur und der Zweck seiner Erschaffung bekannt, wenn es selbst gelöst wird, dann wird auch das Universum gelöst.

Der All-Weise Schöpfer gab der Menschheit als Treu­handgut ein „Ich", das Andeutungen und Beispiele um-fasst, welche die Wahrheiten der Attribute und die Funk­tionen der Herrschaft Gottes zeigen und erkennen las­sen. Das „Ich" wird dadurch zur Maßeinheit und die At­tribute des Schöpfers/ und Funktionen der Gottheit werden bekannt. Eine Maßeinheit muss jedoch nicht wirklich existieren. Wie die hypothetischen Linien in der Geometrie kann eine Maßeinheit durch Hypother,c und Annahme gebildet werden. Seine wirkliche Exis­tenz muss nicht durch tatsächliches Wissen und Belege bewiesen werden.

Frage: Warum ist die Erkenntnis der Attribute und Namen des Allmächtigen Gottes mit dem Ich verbun­den?

Antwort: Da ein absolutes und universelles Ding we­der Grenzen noch ein Ende besitzt, kann ihm keine Gestalt gegeben und auch keine Form übertragen wer­den, und es kann auch nicht bestimmt werden. Sein Wc sen kann nicht erfasst werden. Zum Beispiel kann ein endloses Licht ohne Dunkelheit nicht bekannt oder wahrgenommen werden. Doch wird eine Linie realer oder imaginärer Dunkelheit gezogen, kann man das Licht sehen. Da die Attribute und Namen des Allmäch­tigen, wie Erkenntnis und Kraft, All-Weiser und All-Fürsorgcnder, allumfassend, grenzenlos und ohneglei­chen sind, können sie nicht bestimmt werden. Ihr Wesen kann nicht erkannt oder wahrgenommen werden. Da sie keine Grenzen oder ein tatsächliches Ende haben, ist es notwendig, eine hypothetische und imaginäre Linie zu ziehen. Das menschliche „Ich" tut dies. Es denkt sich eine fiktive Besitztum, Herrschaft, Kraft und Erkenntnis und zieht eine Linie. Dadurch legt es eine imaginäre Grenze durch die allumfassenden Attribute und sagt: „Bis hierher ist es meines und danach ist es Seins." Es macht eine Unterteilung. Mit Hilfe der winzigen Maß­einheiten in sich selbst versteht es langsam die wahre Natur der Attribute.

Beispiel: Mit seiner gedachten Herrschaft über das, was es besitzt, kann das Ich die Herrschaft seines Schöp­fers über die abhängige Schöpfung erkennen. Und mit seinem scheinbaren Besitzrecht kann es das wahre Be­sitzrecht seines Schöpfers verstehen und es spricht: „Wie ich der Besitzer dieses Hauses bin, so ist der Schöpfer Besitzer des Universums." Mit seiner teilweisen Er­kenntnis kann das „Ich" Gottes Erkenntnis verstehen, und mit seiner kleinen Menge an erworbener Kunst kann es die schöpferische Kunst jenes Glorreichen Han­delnden verstehen.
kein Ton