Das glaubende ich | Das glaubende ich | 27
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Zum Beispiel sagt das „Ich": „Wie ich dieses Haus gemacht und eingerichtet habe, so muss jemand dieses Universum gemacht und eingerichtet ha­ben." Und so weiter. Tausende geheimnisvolle Zustände, Attribute und Wahrnehmungen, die bis zu einem Grade alle göttlichen Attribute und Funktionen bekannt ma­chen und aufzeigen, ist innerhalb des „Ichs" enthalten. Das bedeutet: Das Ich ist wie ein Spiegel, und genau wie eine Maßeinheit und ein Werkzeug zur Entdeckung be­sitzt es einen hinweisenden Sinn. Es hat zwar keinen Sinn in sich selbst, aber es weist auf die Bedeutungen anderer hin. Es ist ein bewusster Strang vom dicken Seil des menschlichen Seins, ein dünner Faden im Gewand des NX'esens des Mcnschseins. Es ist ein Alif im Buch der Buchstaben der Menschheit, und es hat zwei Gesichter.

Das erste der beiden Gesichter bezieht sich auf das Gute und das Sein. Mit diesem Gesicht kann es lediglich Güte aufnehmen; es nimmt, was es bekommt, kann je­doch selber nichts erschaffen. Dieses Gesicht ist nicht aktiv; es besitzt nicht die Fähigkeit zum Erschaffen.

Das andere Gesicht ist aktiv. Es bezieht sich auf das yöse und die Nichtexistcnz und hat die Kraft zum Han­dein. Die wahre Natur des „Ichs" ist hinweisend; es zeigt cÜe Bedeutung von Dingen außerhalb seiner selbst. Seine Herrschaft ist imaginär. Seine Existenz ist so schwach und dürftig, dass es selber gar nichts tragen oder stützen kann. Vielmehr ist es eine Axt Skala oder Maß, wie ein Thermometer oder Barometer, das die Grade und Maß­einheiten von Dingen anzeigt. Es ist ein Maß, das die absoluten, allumfassenden und grenzenlosen Attribute des Notwendigen Wesens (Vacib-ül Vücud) bekannt macht.

Wer nun auf diese Weise sein eigenes Selbst erkennt und es so annimmt und danach handelt, für den gilt die frohe Botschaft:

„Wohl ergeht es dem, der sie (seine Trieb-Seele) rein hält.*

Fr setzt das Treuhandgut wahrhaftig um, und durch das Teleskop seines „Ichs" sieht er, was das Universum ist und welchen Pflichten es nachkommt. Und wenn er In­formationen über das Universum erlangt, sieht er, dass sein Ich diese bestätigt. Diese Erkenntnis bleibt als Licht und Weisheit bei ihm; sie wird nicht in Finsternis und Sinnlosigkeit verwandelt. Wenn das „Ich" auf diese Wei­se seinen Pflichten nachkommt, gibt es seine imaginäre Herrschaft und sein eingebildetes Eigentumsrecht, also die Maßeinheiten, auf, und sagt:

 „Preis sei dem, in dessen Hand die Herrschaft über alle Dinge ist und zu dem ihr zurückgebracht werdet.**

Es gelangt zur wahren Gottesanbetung. Es erreicht den Rang „der hübschesten der Formen."

Doch vergisst das „Ich" das 7,iel seiner Erschaffung und gibt die Wesenheit seiner Natur auf, dann sieht es sich allein im Licht seiner nominellen und scheinbaren Bedeutung. Wenn es glaubt, dass es sieb selbst besitzt, dann verrät es das Treuhandgut und fallt unter die Kate­gorie von

„Und der scheitert, der es verdirbt.***

Wegen dieses Aspektes des „Ichs" also, der die Ursache für das Gott Teilhaber zuschreiben ist, für Übel und Ir­releitung, erschraken die Himmel, die Erde und die Ber­ge. Sie fürchteten sich davor, hypothetische Partner mit Gott zu verbinden.

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*Koran, 91: 9
**Koran, 95: 4
***Koran, 91:10.
kein Ton