Wort | Vierundzwanzigstes Wort - Fünf Äste des Lichtbaume | 508
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Bei ihr werden die sieben Farben des Lichtes gebrochen und (alle bis auf das Blau der Iris) aufgesogen. Sie verbirgt das Spiegelbild der Sonne. Dir wird es nicht gelingen, das Antlitz der Sonne zu betrachten, die du liebst. Denn die vorgegebenen Farben und Besonderheiten lösen sie auf, ziehen einen Schleier davor, können sie nicht zeigen. Du kannst dich in diesem Zustand von der Trennung nicht befreien, die durch das Dazwischentreten der Formen und der Mittler entsteht. Nur unter dieser einen Bedingung kannst du dich befreien: dass du deinen Kopf, der in die Liebe zu dir selbst eingetaucht ist, aufhebst und deinen Blick, der sich mit den Schönheiten deiner selbst vergnügt und sich ihrer rühmt, abziehst und dem Auge der Sonne im Antlitz des Himmels zuwendest. Zudem sollst du dein Gesicht, das um des Lebensunterhalts willen erdwärts schaut, zur Sonne dort droben hin wenden. Denn du bist ja ihr Spiegel. Deine Aufgabe besteht gerade darin, ein Spiegel zu sein. Ob du es weißt oder nicht, wird dein Lebensunterhalt von Seiten der Erde kommen, die das Tor der Schatzkammer der Barmherzigkeit ist. Tatsächlich ist eine Blume ein winzig kleiner Spiegel der Sonne. Auch die riesige Sonne ist nur ein Spiegel, gleicht einem Tropfen im Meer des Himmels für den Glanz, der durch den Namen der Urewigen-Sonne »Licht (Nur)« erscheint. Oh du Menschenherz! Wisse, welch einer Sonne Spiegel du bist! Nachdem du diese Bedingung erfüllt hast, kannst du deine Vollendung finden. Du kannst aber die Sonne nicht so betrachten, wie sie in Wirklichkeit ist. Diese Wirklichkeit kannst du nicht nackt begreifen. Vielmehr geben ihr die Farben deiner Eigenschaften eine Farbe und gibt dein trübes Fernglas ihr eine Form und deine begrenzte Begabung setzt ihr eine Grenze.

Nun auch du, weiser Philosoph, der du in den Wassertropfen hineingegangen bist! Durch das Fernglas deiner Bildung von der Größe eines Wassertropfens und durch die Leiter deiner Wissenschaft bist du bis zum Mond empor gestiegen. Du bist auf dem Mond gelandet. Siehe, der Mond ist in seinem Wesen dicht und finster. Er hat weder Licht noch Leben. Deine Mühe ist nutzlos, dein Wissen ist ohne Nutzen.

kein Ton