Das glaubende ich | Das glaubende ich | 17
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Sic hinterlassen eine Spur im Genuss. Aber Tiere sind nicht dergleichen. Sie erhalten Genuss ohne Schmerzen. Sie genießen Freude ohne Sorgen. We­der bringen sie die Sorgen der Vergangenheit zum Leiden noch bekümmern sie die Ängste der Zu­kunft. Sie leben friedvoll dahin und danken ihrem Schöpfer.

Das bedeutet: Wenn der Mensch, der als exzellen­testes Muster geschaffen ist, sein Denken und Sin­nen auf das Leben dieser Welt beschränkt, dann rutscht er hundertfach tiefer ab als ein Geschöpf wie ein Sperling, obwohl er höher steht als die Tie­re. Ich habe diese Tatsache an anderer Stelle mittels eines Vergleichs erklärt. Ich greife darauf zurück und will ihn hier wiederholen. Er ging so: Ein Mann gab einem seiner Knechte zehn Goldstücke und sagte zu ihm, er solle einen Anzug aus beson­derem Tuche machen lassen. Einem zweiten Knecht gab er tausend Goldstücke und legte in die Tasche des Knechtes einen Zettel, auf dem gewisse Notizen geschrieben waren, und schickte ihn zum Markt. Der erste Knecht kaufte von den zehn Goldstücken einenexzellenten Anzug aus feinstem Tuch. Aber der zweite Knecht gebrauchte nicht seinen Kopf. Er beobachtete den ersten Knecht und las nicht das Merkblatt in seiner Tasche. Er gab die tausend Goldstücke einem Bckleidungsverkäu-j'er und verlangte ebenfalls einen Anzug aus Tuch. [)cr unehrliche Verkäufer gab ihm einen Anzug von schlechtester Tuchqualität. Der tölpelhafte Knecht kehrte dann zu seinem Dienstherrn zurück und erhielt schweren Tadel und strenge Strafe.

So wird selbst der Dümmste begreifen, dass die tausend Goldstücke des zweiten Knechtes nicht dazu waren, einen Anzug aus Tuch zu kaufen, son­dern für einen anderen wichtigen Handel.

In gerade gleicher Weise: Jedes der immateriellen Glieder und jede der feinedlen Fähigkeiten im Menschen haben sich zu einem Grade hundertfach größer als jene der Tiere ausgedehnt. Betrachte zum Beispiel die Fähigkeiten und Glieder eines Men­schenauges. Es kann alle Grade der Schönheit aus­machen. Und betrachte des Menschen Ge­schmackssinn, mit dem er alle mannigfaltigen und eigentümlichen Geschmacksrichtungen der Speisen ausmachen kann. Betrachte seinen Verstand, der in alle subdlsten I^inktc der Realität eindringen kann. Betrachte sein Herz, das sich nach jeder Art Voll­kommenheit sehnt. Und dann betrachten die ex­trem einfachen Glieder der Tiere, die nur ein oder zwei Grade entwickelt haben. Darin liegt gerade der Unterschied, dass sich in den Tieren ein Glied, das für eine bestimmte Funktion und speziell für eine besondere Aufgabe gedacht ist, mehr entwickelt. Aber diese Entwicklung ist individuell.

Der Grund für den Reichtum des Menschen an Fähigkeiten ist dieser: Mittels Verstand und Denken haben sich des Menschen Sinne und Gefühle stark entwickelt und entfaltet. Zahlreiche Emotionen entstanden wegen der Vielfalt seiner Bedürfnisse. Seine Sinne wurden äußerst aufgefächert, und durch die Fülle seiner Natur tauchten Begierden auf, die auf zahlreiche Ziele gerichtet sind. Weil er gemäß seiner Natur zahlreiche Pflichten hat, haben sich seine Glieder und Fähigkeiten weit entfaltet. Und weil er geschaffen wurde mit einer Natur, fä­hig zu jeder Art von Gottcsanberung, wurden ihm Fähigkeiten gegeben, welche die Samen aller Voll­kommenheiten umfassen.

kein Ton