Wort | Vierundzwanzigstes Wort - Fünf Äste des Lichtbaume | 547
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Oh du eigenwillige Seele (nefsu l-emmare)! Wenn du sagst: »Ich möchte nicht wie ein Fremdling sein. Ich will lieber wie ein Tier sein.« Doch wie viele Male hatte ich dir nicht schon gesagt: »Du kannst nicht wie ein Tier sein. Denn da du Verstand im Kopf hast, schlägt dieser Verstand dir deine vergangenen Leiden und künftigen Ängste um die Ohren, um den Kopf, vor die Augen, ins Gesicht und verprügelt dich damit. Einen Genuss vermischt er dir mit tausend Leiden. Was aber das Tier betrifft, so empfängt es vollkommenen Genuss ohne Leid und freut sich. Daher nimm also zuerst einmal deinen Verstand heraus und wirf ihn von dir, dann erst werde ein Tier! Und weiter fühle dich (durch die folgende Ayah) geohrfeigt:

»Sie gleichem dem Vieh, ja gehen noch mehr in die Irre als sie.« (Sure 7, 179)

Fünfte Frucht: Oh Seele! Wie wir vielmals gesagt haben ist der Mensch die Frucht am Baume der Schöpfung. Er trägt ein Herz, wie eine Frucht ihren Samenkern, welcher von der Wurzel (d.h. von seinem Ursprung) am weitesten ist, sich umfassend auf den ganzen (Baum) bezieht und die Zusammenschau des Ganzen (djihetu l-vahdet) in sich aufbewahrt. Er ist ein Geschöpf, dessen Gesicht auf Vielfältigkeit, Vergänglichkeit und Weltlichkeit (dunya) hin blickt. Was aber Dienst und Anbetung betrifft, so sind sie ein vereinigender Strang, der sein Gesicht von der Vergänglichkeit zur Ewigkeit, vom Geschaffenen zum Schöpfer, von der Vielheit zur Einheit und vom Endpunkt zum Ausgangspunkt wendet, oder Punkt, wo Anfang und Ende sich berühren.

Angenommen, eine kostbare, mit Bewusstsein begabte Frucht, die als Same bestimmt ist, würde die Lebewesen unter dem Baume betrachten und - stolz auf ihre Schönheit - sich in ihre Hände werfen oder aber nicht Acht geben und herunterfallen, so würde sie ihnen in die Hände fallen, in Stücke zerbrechen und schließlich wie eine ganz gewöhnliche Frucht verloren gehen. Wenn hingegen diese Frucht ihren Stützpunkt erkennt und daran denken könnte, dass der Kern in ihr, welcher eine Zusammenschau (djihetu l-vahdet) des ganzen Baumes in sich enthält, ein Mittel für den Fortbestand des Baumes und die Fortdauer seines Daseins (haqiqat) ist, dann erfährt dieser eine einzige Kern in dieser einen Frucht eine beständige, auf den ganzen (Baum) bezogene Wirklichkeit in einem fortdauernden (baqi) Leben.

kein Ton