Dreiundzwanzigstes Wort | Dreiundzwanzigstes Wort | 18
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          Der Reichtum des Menschen an Fahigkeiten erhellt aus folgendem Geheimnis:

        Die Sinne und Empfindungen des Menschen wurden durch seinen Verstand und seine Vorstellungskraft weit entwickelt und ihr Bereich ausgedehnt. In seiner Notlage entstanden ihm zahlreiche verschiedene Empfindungen. Und seine Empfindsamkeit hat sich in verschiedenster Hinsicht entfaltet. Die Zusammengesetztheit seiner Na-tur hat dazu beigetragen, seine Wiinsche auf sehr viele Ziele zu richten. Und weil er sehr viele naturliche Aufga-ben vorfand, haben sich seine Anlagen und Fahigkeiten gewaltig ausgebildet. Und weil er seiner Natur nach zu je­der Art Anbetung geschaffen war, wurde ihm jene F&-higkeit verliehen, welche den Samen zu jeglicher Voll­kommenheit in sich enthalt. Doch wurde ihm ein so gro-Bes Kapital und ein solcher Reichtum an Fahigkeiten si-cherlich nicht dazu verliehen, um lediglich dieses bedeu-lungslose, vergangliche irdische Leben kennenzulernen. Vielmehr besteht die Grundaufgabe des Menschen dar-in, seine auf zahllose verschiedene Ziele gerichteten Ver-pflichtungen wahrzunehmen, seine SchwUche, Armse-ligkeit und Fehlerhaftigkeit in Dienst und Anbetung zum Ausdruck zu bringen, in seiner Weitsichtigkeit den Lob-preis alien Seins zu betrachten und zu bezeugen, in alien Gaben die Hilfe der Barmherzigkeit (Gottes) zu erken-nen, dafiir zu danken, die Wunder der Allmacht des Herrn in Seinen Werken zu schauen und aus diesem An-blick die Lehre zu ziehen und dariiber nachzudenken.

       Oh du unbedachter Mensch, der du die Welt anbetest, das irdische Leben liebst und das Geheimnis um deinen Rang und Wert in Seiner Schopfung vernachiassigst! >>Der alte Said<< hat die Wirklichkeit dieses Lebens in ei­ner geistigen Schau gesehen. Hore das Gleichnis der Schau, das ihn in einen >>neuen Said<< verwandelt hat:

       Ich schaute: Ich bin ein Reisender. Ich gehe einen lan-gen Weg, d.h. ich bin ihn gesandt. Seine Exzellenz hatte mir von den fiir mich bestimmten sechzig Goldstiickcn von Zeit zu Zeit einc klcinc Summe Geldes zur Verfii-gung gestellt. Wahrend ich noch davon lebte, gelangte ichzu einer Herberge. Es war cine Vcrgniigungsstatte, in der ich wahrend einer Nacht zehn Goldstiicke zum cinen fiir Spiel und SpaB verschwendete, zum anderen, urn mir damit einen Namen zu machen. Am Morgen hatte ich kein Geld mehr in meiner Hand. Ein Gcschaft hattc ich nicht abgeschlossen. Ich hatte nichts erworben, was ich am Ziel meiner Reise hatte verwenden konnen. Von dem Geld, fur das ich mir Schmerzen, Sunden und Vergnii-gungen erworben hatte, blieben mir nui Wunden, blauc Flecken und Kummer tibrig. Plotzlich, wahrend ich mich noch in diesem traurigen Zustand befand, tauchte ein Mann vor mir auf. Er sagte zu mir: »Du hast dein ganzes Vermogen verloren. Schlage hattest du veidient. Bank-rott wirst du ans Ziel gelangen! Du gehst mil leeren Han-den. Abcr wenn du Vcrstand hast, steht dir die Tur zur Verzeihung offen. Bewahre dir von den funfzehn Gold­stiickcn, die du noch bekommst, jedes Mai nach Erhalt die Halfte als Rucklage auf. Kaufe dir davon einige Din-ge, die du benotigen wirst, wenn du am Ziel bist.<< Ich sah, daB meine Seele nicht damit einverstanden war. >>Ein Drittel<<, sagte er. Auch dem leistete meine Seele nicht Folge. Danach sagte er: >>Ein Viertel!<< Ich sah, daB meine Seele ihre licbgewordene Gewohnheit nicht aufgeben wollte. Da wandte sich der Mann argerlich ab und ging.

kein Ton