Dreiundzwanzigstes Wort | Dreiundzwanzigstes Wort | 5
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          Ich schaute  nach links. Es war, als erblickte ich riesige Stiirme inmittcn furchterlicber Wellen von Finsternis, Unruhen und her-aufziehende Katastrophen. Ich schautc von der Briicke hinunter. Ich meinte, einen sehr tiefen Abgrund zu er-blickcn.  Gegen diese schreckliche Finsternis hatte ich nur eine schwache Taschenlampc. Ich schaltete sie ein, schaute mich in ihrem Zwielicht um. Eine ganz furchter-liche Situation tauchte vor mir auf. Ja sogar vor mir auf dem Bruckenkopf und darum herum wurden schreckli­che Drachen,  Lowen und Wolfe sichtbar. » Hatte ich doch diese Taschenlampe nicht bei mir gehabt! Ich hatte diese Schrecken nicht gesehen!<< sagte ich mir. Wann im-mer auch ich meine Lampe irgendwohin richtete, iiber-liefcn mich von dort diese Schrecken, >>Oh Gott<<, sagte ich, >>diese Lampe ist das Ungliick iiber meinem Haup-te!<< Ich war auf sie bose. Ich schleuderte die Taschen­lampe zu Boden, zerbrach sie. Als hatte ich mit ihrer Zcrstorung den Schaltcr zur groBen elektrischen Lampe der Beleuchtung der Welt bedient, wurde plotzlich die Finsternis vernichtet. Und alles wurde von dem Lichte dieses Scheinwerfers erftillt. Die Wirklichkeit aller Din-ge wurde mir gczcigt. Ich sah: Die Briicke, wclchc ich crblickt hatte, war eine StraBe durch eine Ebene in einer wohlgepflegten Gegend. Und ich bemerkte: Das groBe Grabmal, das ich zu meiner Re ten gesehen hatte, war von Anfang an ein Versammlungsplatz fur Anbetung, Gottesdienst, Gesprach und Gottesgedenken unter der Fiihrung erleuchteter Menschen in einem schonen, grii-ncn Garten gewesen. Und das, was ich zu meiner Linken fur Bergesgipfel und Abgriinde, erfiillt von Stiirmcn und Unruhen, gehalten hatte, erwies sich mir in meiner inne-ren Schau als ein gewaltiges Festmahl, ein schdner Park, ein erhabener Aufcnthaltsort zur Erquickung der Seelen hinter schonen, lieblichen, reizvollen Bergen. Und ich sah, daB jene Geschopfe, die ich fur fiirchtcrliche Wolfe und Drachen gehalten hatte, friedliche Haustiere waren wie Kamele. Kinder, Schafc und Ziegen.

       >>Aller Lobf/fii.\ un.i Dunk set Allah Jiir das Licht t/o (Jlaubens.<< sagte ich, ziticrtc die Ayah:

      Allah i.m der h'reund der Cilduhigi'ii und fuhrt sie aus der Finsternis in das Licht.« (2,257)

      Und so erwachte ich aus dem Gesicht, das ich erschaut hatte.

     So sind also diese beiden Berge Anfang und Ende des Lebens . . . d.h. die irdische Welt und die Schattenwelt. Was die Briicke bctrifft, so ist sie der Weg des Lebens. Ih-re rechte Seite aber Vergangenheit, ihre Linke die Zu-kunft. Die Taschenlampe ist das menschliche Ego, das in seiner Selbstgcfalligkeit dem eigenen Wissen vertraut und nicht auf die Offenbarung des Himmels hort. Was mir wie Wolfe erschien, sind die staunenswertcn Gcbilde und Ereignisse in der Schopfung. Der Mensch also, der auf sein Ego vertraut, in finstere Gottvergessenheit ge-stiirzt und dem Dunkel seiner Irreleitung verfallen, gleicht mcinem ersten Zustand in dieser Schau, sieht die Vergangenheit in seiner, einer Taschenlampe entsprc-chenden mangelhaften und irrigen Kenntnis in Form ei-nes riesigen Grabmals und dem Dunkel des Nichtseins. Die Zukunft erscheint ihm als Einode, von furchterli-chen Stiirmen durchtobt, abhiingig vom Zufall. Jedes einzelne Ereignis und Geschopf, welches doch cin gchor-samer Diener Gottes, des Weisen und des Barmherzigen ist, erweist sich ihm als Wolf, der ihm schaden will. Er er-t'ahrt sich als Gegenstand der Ayah:

kein Ton