Das glaubende ich | Das glaubende ich | 10
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FÜNFTER PUNKT

Glaube (an Gott) erfordert das Bittgebet als ein sicheres Mittel, Bedürfnisse zu befriedigen, und gerade wie die menschliche Natur ein starkes Begehren danach hat, so verfügt der allmächtige Gott:

„Sprich: Mein Herr würde sich nicht um euch kümmern, würdet ihr nicht {zu Ihm) rufen?*
Ruft zu Mir, so erhöre Ich euch.**

Du magst sagen: „Wir bieten häufig Bittgebete an, aber sie werden nicht erhört. Aber der Ayat ist doch all­gemein, er sagt, dass jedes Bittgebet beantwortet wird."

Antwort: Die Antwort ist die eine Sache; sie zu erhö­ren, aber etwas ganz anderes. Jedes Bittgebet wird be­antwortet, aber ihm zu entsprechen ist abhängig von der Weisheit des allmächtigen Gottes. Zum Beispiel ruft ein Kind nach dem Doktor und indem es sagt: „Doktor! Doktor!". Und er antwortet: „Hier bin ich; was willst du?" Und das Kind sagt: „Gib mir jene Medizin!" Der Doktor gibt ihm genau das Verlangte oder etwas Besse­res und Nützlicheres für das Kind. Aber wenn er weiß, dass die Medizin die Krankheit des Kindes verschlim­mem würde, so gibt er ihm nichts.

Da der allmächtige Gott allgegenwärtig und allsehend ist, antwortet Er auf die Bittgebete Seiner Geschöpfe. Durch Seine Gegenwart und Antwort wandelt Er das Elend des Meinseins und der Einsamkeit in Vertraut­heit. Aber Er tut dies nicht gemäß des Menschen lau­nenhaften und frechen Forderungen, sondern gemäß den Erfordernissen der fürstlichen Weisheit. Er gibt entweder das Verlangte oder etwas Besseres, oder Er gibt gar nichts.

Außerdem ist das Bittgebet eine Form der Gottesanbe-rung- Der Mensch zeigt damit, dass er ein Diener Gottes ist. Seine Früchte gehören zum Jenseits. Die Ziele, die zu dieser Welt gehören, sind die Zeiten einer speziellen Art von Bittgebet und Gottesanbetung. Zum Beispiel sind die Gebete und Fürbitten um Regen eine Form der Got­tesanbetung. Dürre ist die Zeit für solch eine Gottesan­betung. Aber Gottesanbetung und Fürbitten dieser Art sind nicht dazu da, um Regen zu bringen. Wenn sie nur mit dieser Absicht gesprochen werden, sind sie der An­nahme nicht würdig, denn sie sind nicht aufrichtige Got-tesanbetung. Bei Sonnenuntergang ist die Zeit des Abendgebets. Und die Verfinsterung von Sonne und Mond sind die Zeiten von zwei besonderen Gebeten, bekannt als Salat-i - Husüf und Salat-i - Khüsüf. Das heißt: Mit dem Verschleiern der beiden leuchtenden Zei­chen von Tag und Nacht wird Gottes Erhabenheit ver­kündet. Daher ruft der allmächtige Gott seine Knechte zu einer Art Gottesanbetung in diesen Zeiten. Aber die Gebete sind nicht so, dass Sonne und Mond wieder ent­schleiert werden (denn die Astronomen haben ohnehin ausgerechnet, wie lange die Verfinsterung dauern und wann das Wiedcrcrschcincn sein wird Ebenso ist Dürre die Zeit für Gebete um Regen.

Un­glück und Unheil sind Zeiten für gewisse Fürbitten, wenn der Mensch seine Ohnmacht gewahrt, und durch sein Fürbitten und Flehen sucht er Zuflucht am Hofe des Besitzers der absoluten Kraft.

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* Koran, 25:77.
** Koran, 40:60.
kein Ton