Das glaubende ich | Das glaubende ich | 12
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ZWEITES KAPITEL

(Iis enthält fünf Bemerkungen zum Glück und F.lend des Men­schen.)

(Da der Mensch nach dem exzellentesten Muster geschaffen wurde und ihm die umfassendsten Fä­higkeiten gegeben wurden, stieß Gott ihn in die Arena der Erprobung und Prüfung. Dabei kann der Mensch aufsteigen oder abstürzen - in Stationen, Rängen und Graden - vom Niedrigsten des Niedri­gen bis zum Höchsten des Hohen, von der Erde bis zum göttlichen Thron, von winzigen Partikeln bis zur Sonne. Der Mensch wurde als ein Wunder der Göttlichen Kraft auf die Welt geschickt, als Re­sultat der Schöpfung, als ein Wunder der göttlichen Kunst. Zwei Wege wurden ihm eröffnet. Der eine Weg führt zum unendlichen Aufstieg, und der an­dere zum unendlichen Abstieg. In Fünf Bemerkun­gen erklären wir (Nursi) nun diesen Fortschritt oder drohenden Niedergang des Menschen.)

ERSTE BEMERKUNG

Der Mensch benötigt die meisten der mannigfaltigen Dinge, die im Universum vorhanden sind, und ist mit "»nen verbunden. Seine Bedürfnisse erstrecken sich in jeden Teil der Welt und seine Wünsche wachsen bis ins Unendliche. So wie er eine Blume will, so will er auch den Frühling. So wie er einen Garten begehrt, so begehrt er auch das immerwährende Paradies. So wie er einen Freund zu sehen begehrt, so begehrt er den allschönen Einen des Ruhms zu sehen, Um jemanden besuchen zu können, der an einem anderen Orte lebt, muss sich ihm das Tor, das zum Geliebten führt, öffnen. Und um die neunundneunzig von hundert Freunden zu besuchen, die zum Zwischenreich reisten, und um die ewige Tren­nung zu vermeiden, muss er Zuflucht nehmen am Hofe des absolut machtvollen Einen, Der das Tor dieser riesi­gen Welt schließen und das Tor zum Jenseits öffnen wird, das eine Ansammlung wunderbarer Dinge darstellt, und Der diese Welt beseitigen und an ihrer Stelle das Jenseits errichten wird.

In dieser Lage ist für den Menschen das einzig wahre Ziel der Anbetung der Eine (Gott), in Des­sen Hand die Zügel aller Dinge liegen, bei Dem die Schatzkammern aller Dinge sind, Der alle Dinge sieht, Der überall anwesend ist, Der jenseits von Raum, frei von Ohnmacht und Makel ist und Der weit über jeglicher Unvollkommenheit steht; ein allkraftvoller Einer des Ruhms, ein allbarmherziger Einer der Schönheit, ein Allweiser der Vollkom­menheit.

Und so, o Mensch wirst du, wenn du allein sein Diener bist, einen Platz über allen Geschöpfen ge­winnen. Aber wenn du dich der Gottesknechtschaft entziehst, wirst du ein verächtlicher Diener ohnmächtiger Geschöpfe. Wenn du auf dein Ego und deine eigene Kraft baust, und wenn du dein Ver­trauen in Gott und die Bittgebete aufgibst, wenn du abirrst in Stolz und Prahlerei, dann wirst du tiefer sinken als eine Ameise oder Biene hinsichtlich der Güte und der Gestaltung, und du wirst schwächer als eine Spinne oder Fliege werden. Du wirst schwerer werden als ein Berg hinsichtlich Übel und Zerstörung, und du wirst schädlicher als die Pest.

Ja, o Mensch, du hast zwei Aspekte. Der eine As­pekt ist jener der Erfindung, des Produzierens, des Guten, des Konstruierens, der Aktivität. Der ande­re Aspekt ist jener der Zerstörung, der Nicht­Existenz, des Übels, der Negation und Passivität. Hinsichtlich des ersten Aspektes bist du geringer als eine Biene oder ein Sperling und schwächer als eine Spinne oder Fliege. Aber hinsichtlich des zweiten Aspektes übertriffst du die Berge, die Erde, die Himmel. Du schulterst dir eine Bürde auf, vor der sie ihre Ohnmacht ausgedrückt haben und zurück­schraken. Du ergreifst eine Sphäre, die ausgedehn­ter und riesiger als sie ist. Denn wenn du produ­zierst und Gutes tust, kannst du das nur bis zur Grenze deiner eigenen Macht und Stärke und bis zur Reichweite deiner Hand. Aber wenn du Übles und Zerstörung anrichtest, dann übermannt dich dein Übles, und deine Zerstörung breitet sich aus.

kein Ton