Blitz | Sechsundzwanzigster Blitz | 364
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Selbst dieses Gefängnis ist es noch hundertfach angenehmer und besser als eine Freiheit unter ständiger Bevormundung draußen, die jeglicher Freiheit entbehrt. Denn statt draußen die Bevormundung von hunderten zuständigen Beamten allein zu ertragen, muss man dagegen im Gefängnis mit hunderten Gefangenen gemeinsam nur eine leicht erträgliche nachvollziehbare Bevormundung durch ein, zwei Personen wie den Direktor und den Oberwachtmeister ertragen. Außerdem erfährt man im Gefängnis unter Freunden brüderliche Zuneigung und Trost. Da sich die selbstlose Liebe, die aus der islamischen Gesinnung erwächst, und die menschliche Natur in dieser Situation der Alten erbarmt, verwandeln sich die Belastungen im Gefängnis in Barmherzigkeit. Daher war ich mit dem Gefangenendasein zufrieden.

Als ich diesmal zum dritten Prozess kam, strengte mich das Stehen in meinem Alter, meiner körperlichen Schwäche und Krankheit an. Ich setzte mich vor dem Eingang des Gerichtssaals auf einen Stuhl. Plötzlich kam ein Richter, wurde zornig und sagte in herabwürdigendem Ton: »Warum wartet er nicht im Stehen?«

Alt und schwach wie ich war, wurde ich über eine solche Unbarmherzigkeit wütend. Plötzlich sah ich, dass sich sehr viele Muslime in vollkommener Liebe und Brüderlichkeit mit barmherzigen Blicken um uns versammelten. Sie konnten nicht fort gejagt werden. Sofort tauchten zwei Wahrheiten in mir auf.

Erste Wahrheit: Die Leute, die mir und den Lichtern versteckte Feinde waren, wollten – um den Respekt, den die Öffentlichkeit mir gegen meinem Willen entgegenbringt, untergraben zu können – die Verbreitung der Lichterabhandlungen aufhalten. Darum suchten sie manche leichtgläubige Beamte der Regierung zu täuschen und sie zu einem derart entehrenden Verhalten zu provozieren, um meine Person beim Volk in Misskredit zu bringen.

Als Geschenk für den Dienst der Lichterabhandlungen am Glauben hingegen verwies mich die göttliche Gnade auf hundert Leute, anstelle dieses einen einzigen Mannes mit seinem entehrenden Verhalten: Diese sind es, die euch begrüßen und die euch mit aller Liebe und mit jeglichem Interesse willkommen heißen, indem sie sich für euren Dienst begeistern und mit euch fühlen. Am zweiten Tag, während ich im Untersuchungsgericht auf die Fragen des Staatsanwaltes Antworten gab, versammelten sich sogar fast tausend Leute auf dem Hof der Behörde vor den Fenstern des Gerichtssaales und brachten auf diese Weise in völliger Verbundenheit unausgesprochen ihre Forderung zum Ausdruck:

kein Ton