Wort | Sechstes Wort - Der Preis des Paradieses | 23
(19-24)

Beispiel: Wenn du die Geschmacksorgane, die du auf deiner Zunge trägst, nicht an deinen weisen Schöpfer verkaufst, sie vielmehr auf eigene (nefs) Rechnung arbeiten läßt, im Namen deines Bauches, so sinkt und stürzt ihr Wert auf die Stufe eines Mundschenks deines Magens herab und wird zum Pförtner am Tore seiner Fabrik. Verkaufst du sie aber deinem freigiebigen Versorger (Rezzak), so wird der Geschmacksinn deiner Zunge von nun an zum Rang eines besonders befähigten Verwalters der Schatzkammer göttlichen Erbarmens und zum zufriedenen Küchenchef der unerschöpflichen göttlichen Allmacht (Kudret-i Samedaniye).

Wohlan denn, oh du mein Verstand! Merke auf! Wo ist der Apparat, der das Unheil anrichtet? Wo liegt der Schlüssel zum Weltall? Und du mein Auge! Schau genau hin! Wo ist hier der schamlose Betrachter? Wo ist der akademisch gebildete Verwalter der göttlichen Bibliothek? Und du meine Zunge! Probiere den Geschmack und koste ihn wohl! Wo ist hier der Mundschenk und der Torhüter der Fabrik? Wo der Haushofmeister der königlichen Schatzkammer Seiner Barmherzigkeit?

Wenn du den oben angeführten Beispielen entsprechend die übrigen Werkzeuge und Organe vergleichst, dann wirst du begreifen, daß der Gläubige in seinem Wesen wahrhaftig für das Paradies bestimmt, der Ungläubige von der Hölle geprägt wird. Der Grund dafür, daß der eine einen solchen Wert erlangt, liegt darin, daß der Gläubige im Glauben das ihm von seinem Schöpfer anvertraute Pfand in Gottes Namen und im Rahmen des Erlaubten verwendet, während der andere, der Ungläubige, hingegen es veruntreut und es auf Rechnung seiner selbstsüchtigen Seele (nefs-i emmare) arbeiten läßt.

Vierter Gewinn: Der Mensch ist hilflos und zahlreichen Unglücksfällen ausgeliefert. Er ist bedürftig und seine Bedürfnisse sind grenzenlos. Er ist schwach und die Last des Lebens drückt ihn schwer. Wenn er nicht den Allmächtigen in Seiner Majestät für sich zur Stütze erwählt und nicht zu Ihm seine Zuflucht nimmt und sich Ihm nicht voller Zuversicht unterwirft (teslim), wird er von ständigen Gewissensbissen geplagt. Fruchtlose Bemühungen, der Schmerz und das Bedauern würgen ihn, berauben ihn seiner Sinne oder machen ihn wild.

Fünfter Gewinn: Alle diese Sinne und Fähigkeiten, diese Organe und Werkzeuge stehen im Dienste Gottes, verehren und verherrlichen Ihn. Das große Verdienst von ihnen wird uns in Form von Paradiesesfrüchten zur Zeit unserer größten Bedürftigkeit dargeboten. Hierüber sind sich alle Gelehrten und Gebildeten, die Theologen und Geistlichen und all diejenigen, die einen Sinn für die Wahrheit haben, einig. Doch wenn du nun dieses Geschäft mit seinem fünffachen Gewinn ablehnst, bleibst du nicht nur ohne einen Anteil daran, sondern du wirst statt dessen fünffach Verlust über Verlust erleiden.

kein Ton