Wort | Achtes Wort - Wesen und Wert des Glauben | 37
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Kommt (ihr beiden = die Seele und der Freund)! Wägen und vergleichen wir die Lage dieser beiden Brüder! Wollen wir nun schauen und begreifen, wie das Gute wieder Gutes und das Böse wieder Böses hervorbringt!

Seht: Jener Unglückselige, der zu seiner Reise den linken Weg eingeschlagen hat, muss sich ständig bewusst sein, in den Schlund eines Drachens hinabzustürzen und zittert davor. Was aber jenen Glücklichen betrifft, so ist er zu einem Garten eingeladen, der mit vielfältigen Früchten und jeder Art Annehmlichkeit gesegnet ist. Zudem wird das Herz dieses Unglückseligen von schmerzlicher Furcht und einer schrecklichen Angst zerrissen. Was aber jenen Glücklichen betrifft, so schaut und betrachtet er all jene seltsamen Dinge wie lehrreiche und anregende Beispiele, als ein schreckliches Abenteuer, dessen guter (schlechter) Ausgang von zukünftiger Heilsgewissheit gemildert wird oder als eine Erfahrung, welche ihn die Liebe lehrt. Und weiter noch wird dieser Unglückselige von Einsamkeit, Verzweiflung und Verlassenheit gequält. Der Glückliche hingegen genießt den vertrauten Umgang, er liebt in froher Hoffnung und sehnsüchtigem Verlangen. Überdies betrachtet dieser Unglückselige sich selbst als einen Gefangenen, bedroht durch die Angriffe wütender Ungeheuer. Doch der Glückliche ist ein hochgeschätzter Gast, der mit den sonderbaren Dienern seines freigiebigen Gastherrn, bei dem er zu Gast ist, vertrauten Umgang pflegt und durch die er Freude und Erholung findet. Und außerdem beschleunigt dieser Unglückselige noch seine Strafe durch den Genuss von Speisen, die zwar äußerlich wohlschmeckend erscheinen, in ihrer Wirkung aber innerlich giftig sind. Denn diese Früchte sind lediglich Muster. Man darf zwar von ihnen kosten, sodass man nach deren Originalen Sehnsucht bekommt und sie erwerben möchte; sie aber gleich einem Tier zu verschlingen, ist nicht erlaubt. Der Glückliche jedoch kostet sie, begreift, worum es sich handelt und verschiebt ihren Genuss auf später. Das Warten darauf wird ihm durch die Vorfreude versüßt. Dagegen ist dieser Unglückselige auch noch ungerecht zu sich selbst. Eine Wahrheit, schön wie der lichte Tag und seine eigene Lage, die wie ein strahlender Tag ist, überführt er in seiner Uneinsichtigkeit selbst in einen finsteren und grausamen Argwohn, der die Gestalt der Hölle annimmt. So widerfährt ihm nur Gerechtigkeit, wenn die Liebe Gottes (shefqat) ihn nicht anrührt und er hat auch kein Recht, irgend jemanden zu beschuldigen.

kein Ton