Wort | Dreizehntes Wort - Der Baum des Glaubens | 211
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Wahrhaftigkeit und Wohlverhalten bedeuten in der Tat den Frieden. Denn es gibt nur eine Todesstunde und die verschiebt sich nicht. Jener Ermordete hätte in jedem Falle nicht länger als bis zum Eintritt seiner Todesstunde verweilen können. Was aber den Mörder betrifft, so ist er zu einem Werkzeug göttlicher Vorausschau geworden. Wo es keine Versöhnung gibt, leiden beide Seiten ständig unter der Geißel der Blutrache und der Furcht vor ihr. Darum befiehlt der islamische Glaube: »Mehr als drei Tage soll ein Gläubiger einem anderen Gläubigen nicht zürnen.«

Besonders aber dann, wenn dieser Mord nicht die Folge einer Feindschaft oder hasserfüllter Rachegedanken war, wenn jemand als ein Werkzeug der Zwietracht dazu aufgehetzt hatte, ist es dringend notwendig, sich rasch wieder zu versöhnen, sonst wird aus dem Unglück eines Einzelnen eine allgemeine Tragödie und setzt sich so fort. Schließt man aber miteinander Frieden und bereut der Mörder seine Tat und betet immer wieder für sein Opfer, dann werden beide Seiten ein hohes Verdienst erwerben und einander wie Brüder werden.

So gewinnt man im Glauben gleich mehrere Brüder anstelle des einen dahingeschiedenen. Dort wo man sich der göttlichen Vorausschau anvertraut, sich in das Geschehene und in den Willen Gottes ergibt, seinem Feinde verzeiht, dort wird man, da alle nun einmal die Lektionen aus der Risale-i Nur gehört haben, sicherlich auch jeglichen Groll untereinander aufgeben, was ja das Wohlverhalten des Einzelnen und die Befriedung aller, als auch die Brüderlichkeit nach der Lehre der »Lichter« erfordert.

Ebenso wie alle Gefangenen im Gefängnis von Denizli, die einander Feinde waren, durch die Unterweisungen der »Lichter« einander Brüder geworden sind und dies auch zu einem Grund für unseren Freispruch geworden ist und dies alle (ja sogar die Gottlosen und die Schurken) dazu gebracht hat, angesichts der Gefangenen »Mashaallah, Barekallah« zu sagen und alle Gefangenen wieder aufatmen durften *, habe auch ich gesehen: Wegen eines einzigen Menschen mussten hundert Menschen leiden und konnten nicht miteinander zur Pause gehen. Sie wurden unter Druck gesetzt.

kein Ton