Wort | Sechzehntes Wort - Spiegelbilder | 278
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Erstens: Es sind Reflexionen der opaken, nicht glänzenden materiellen Dinge. Ihr Spiegelbild ist sowohl von ihnen verschieden, also nicht das Original, als auch leblos und tot. Es besitzt außer seiner eigenen Bildidentität keine originäre Eigenschaft. Wenn du * zum Beispiel in ein Spiegelkabinett hineingehst, werden aus einem Said tausende Said. Doch du allein bist wirklich und richtig lebendig. Alle anderen sind es nicht wirklich und richtig. Die Eigenschaften alles Lebendigen sind in ihnen nicht.

Zweitens: Es sind die Reflexionen der lichtausstrahlenden materiellen Dinge. Ihr Spiegelbild ist nicht das Original selbst, in seiner Art jedoch auch nicht von ihm unterschieden. Es umfasst nicht das Wesen, besitzt jedoch die meisten Eigenschaften der Lichter. Es wird wie diese zum wirklichen Dasein hinzugezählt. Zum Beispiel: Die Sonne scheint auf die Erde. Sie zeigt in jedem Spiegel ihr Bild. In jedem Spiegel finden sich das Licht und die sieben Farben ihrer Strahlen, wie sie für die Sonne typisch sind. Nehmen wir einmal den unmöglichen Fall an, dass die Sonne ein bewusstseintragendes Wesen wäre. Ihre Wärme wäre ihre Macht, ihr Licht wäre ihr Wissen und die sieben Farben ihre sieben Sinne. Diese eine und einzigartige Sonne findet sich in gleicher Zeit in jedem Spiegel wieder und könnte jeden Einzelnen zu ihrem Thron oder zu einer Art von Telefon machen. Es gäbe dann zwischen ihnen keine Störungen. Die Sonne könnte sich mit jedem von uns durch einen solchen Spiegel unterhalten. Während wir von ihr weit entfernt sind, würde sie zu uns kommen, näher als wir zu uns selbst kommen.

Drittens: Es sind die Widerspieglungen der lichtvollen Geister. Ihr Spiegelbild ist zugleich auch ihr Ebenbild und hat überdies auch ein eigenes Dasein. Da ihre Erscheinung aber von der Beschaffenheit der Spiegel abhängig ist, stimmt sie mit dem Wesen, das der Natur ihres Geistes zu Grunde liegt, nicht ganz überein. Zum Beispiel: Als der Erzengel Gabriel, mit dem der Friede sei, in der Gestalt von Dihye (= Name eines Jüngers des Propheten Mohammed) vor unserem Propheten stand, warf er sich gleichzeitig auch vor der Gegenwart Gottes am gewaltigen Thron mit seinen prächtigen Flügeln nieder. Überdies befand er sich währenddessen auch an zahllosen anderen Orten und verkündete die Gebote Gottes. Die eine Aufgabe behindert eine andere Aufgabe nicht. Es ist also auf Grund dieses Geheimnisses, dass der Ehrenwerte Prophet, mit dem Friede und Segen sei, der in seinem Wesen und der Ausstrahlung seiner Persönlichkeit nach Licht ist, alle die Segensgebete seiner Gemeinden in der ganzen Welt zu gleicher Zeit hören kann und bei der Auferstehung allen Heiligen im selben Augenblick begegnen wird. Dabei wird es keine Interferenzen geben.

kein Ton