Wort | Dreiundzwanzigstes Wort - Der Wert des Glaubens | 483
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Die Schlossbewohner aber sind die Sinne des Menschen wie Auge, Ohr, Herz meditative Wahrnehmung, Geist und Verstand und Erscheinungen wie Lust, Laune, Liebe und Zorn. In jedem Menschen hat jede Empfindung eine andere Aufgabe, zu dienen und anzubeten. Jede hat ihre eigene Lust und ihren Schmerz. Lust, Liebe, Laune und Zorn sind wie der Pförtner und sein Hund. So heißt denn diese hohen Empfindungen der Lust und Laune unterwerfen und ihre eigentlichen Aufgaben in Vergessenheit geraten lassen sicherlich Rückschritt und nicht Fortschritt. Die anderen Aspekte kann man sich selber ausdeuten.

Dritte Anmerkung: Hinsichtlich seiner Handlungen, Taten und körperlichen Leistungen ist der Mensch nicht mehr als ein schwaches Tier und ein hilfloses Geschöpf. Hinsichtlich dessen, was er besitzt und worüber er verfügen kann, ist sein Rahmen so eng gesteckt, dass er ihn mit einer Hand zu umspannen vermag. Und sogar bei den Haustieren, die sich der Mensch gezähmt hat und von denen ein jedes seinen Anteil an der Schwäche, Hilflosigkeit und Faulheit des Menschen erhalten hat, bemerken wir im Vergleich mit den ihnen entsprechenden wild lebenden Tieren einen gewaltigen Unterschied (z.B. Ziegen und Ochsen, die als Haustiere oder in freier Wildbahn leben). Aber der Mensch ist als ein ehrenwerter Pilger in der Herberge dieser Welt in einer solchen Lage, dass er bitten, fragen und annehmen muss, ohne selbst etwas dazu beitragen zu können. So wurde er ein Gast des Freigiebigen (Gottes), der ihm Seine Schatzkammer unendlichen Erbarmens geöffnet hat. Und Er hat ihm zahllose einzigartige Geschöpfe als seine Diener zur Verfügung gestellt. Und Er hat diesem Gast zu seiner Erholung, zu seinem Vergnügen und zu seinem Nutzen einen so großen Lebensraum geschaffen und bereitgestellt, einen Kreis, der sich vom Zentrum bis zur Peripherie erstreckt, so weit das Auge reicht, ja darüber hinaus so weit und breit, wie er es sich nur zu erträumen vermag.

Wenn also der Mensch auf sein Ego vertraut, nur im weltlichen Leben sein Ideal sieht, sich nur um seinen Unterhalt sorgt und nur für einige vergängliche Vergnügungen arbeitet, wird er in einem sehr engen Lebenskreis untergehen. Alle ihm verliehenen Anlagen, Sinne und Fähigkeiten werden ihn vor der Versammlung (am Tage des Gerichtes) anklagen und als Zeugen gegen ihn auftreten. Sie werden seine (Prozess)gegner sein. Wenn er sich aber als ein Gast weiß, als Gast des freigiebigen Herrn, im erlaubten Rahmen das Kapital seines Lebens ausgibt, arbeitet er innerhalb eines so weiten Rahmens gut für ein langes ewiges Leben. Dort kann er aufatmen und sich ausruhen. Und sodann bis zu den höchsten Höhen aufsteigen.

kein Ton