Wort | Dreiundzwanzigstes Wort - Der Wert des Glaubens | 485
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Desgleichen gilt: Der Mensch verfügt über geistige Anlagen und menschliche Sinne, deren jeder im Vergleich mit einem Tier hundertfach weiter ausgebildet ist. Wozu gebraucht der Mensch seine Anlagen und Fähigkeiten, wie z.B. das Auge, welches alle Schattierungen der Schönheit zu unterscheiden vermag, oder die Geschmacksempfindungen seiner Zunge, welche alle die verschiedenen Geschmacksrichtungen einer Mahlzeit gesondert wahrzunehmen vermag, oder den Verstand, welcher in alle Feinheiten der Wahrheit eindringt, oder das Herz, welches sich nach jeder Art Vollkommenheit sehnt? Wozu gebraucht das Tier seine weit weniger, vielleicht nur ein, zwei Stufen entwickelten Fähigkeiten? Der Unterschied besteht nur darin, dass das Tier eine Fähigkeit für seinen eigenen Gebrauch besonders entwickelt hat. Doch diese Entwicklung ist für es eine spezifische. Der Reichtum des Menschen an Fähigkeiten erhellt aus folgendem Geheimnis:

Die Sinne und Empfindungen des Menschen wurden durch seinen Verstand und seine Vorstellungskraft weit entwickelt und ihr Bereich ausgedehnt. In seiner Notlage entstanden ihm zahlreiche verschiedene Empfindungen. Und seine Empfindsamkeit hat sich in verschiedenster Hinsicht entfaltet. Die Zusammengesetztheit seiner Natur hat dazu beigetragen, seine Wünsche auf sehr viele Ziele zu richten. Und weil er sehr viele natürliche Aufgaben vorfand, haben sich seine Anlagen und Fähigkeiten gewaltig ausgebildet. Und weil er seiner Natur nach zu jeder Art Anbetung geschaffen war, wurde ihm jene Fähigkeit verliehen, welche den Samen zu jeglicher Vollkommenheit in sich enthält. Doch wurde ihm ein so großes Kapital und ein solcher Reichtum an Fähigkeiten sicherlich nicht dazu verliehen, um lediglich dieses bedeutungslose, vergängliche irdische Leben kennen zu lernen.

Vielmehr besteht die Grundaufgabe des Menschen darin, seine auf zahllose verschiedene Ziele gerichteten Verpflichtungen wahrzunehmen, seine Schwäche, Armseligkeit und Fehlerhaftigkeit in Dienst und Anbetung zum Ausdruck zu bringen, in seiner Weitsichtigkeit den Lobpreis allen Seins zu betrachten und zu bezeugen, in allen Gaben die Hilfe der Barmherzigkeit (Gottes) zu erkennen, dafür zu danken, die Wunder der Allmacht des Herrn in Seinen Werken zu schauen und aus diesem Anblick die Lehre zu ziehen und darüber nachzudenken.

kein Ton