Wort | Vierundzwanzigstes Wort - Fünf Äste des Lichtbaume | 522
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Es ist, als seien sie zu einer Legende geworden, oder zu einem Ideal. Alle anderen streben danach, selbst zu einer solchen Persönlichkeit zu werden. Jeder hat eine Möglichkeit, das zu werden. Was aber jenes vollkommene, außergewöhnliche Individuum betrifft, so ist es nicht an Zeit und Raum gebunden und unsichtbar. In An-betracht seiner Unsichtbarkeit liegt logischerweise die Möglichkeit, von ihrer Allgemeingültigkeit zu sprechen. Das heißt, eine jede Tat kann nach der Überlieferung (unabhängig von Zeit, Raum und Öffentlichkeit) weitreichende Wirkungen haben. Zum Beispiel: »Wenn jemand zwei Rekat Namaz (Gebet) in dieser oder jener Zeit verrichtet, verdient er so viel Segen wie bei einer Pilgerfahrt.« So entsprechen denn tatsächlich manchmal zwei Rekat Namaz einer ganzen Pilgerfahrt. Bei jedem Gebet von zwei Rekat ist diese Bedeutung allgemein gegeben. Das heißt jedoch, dass diese Aussagen des Propheten nicht jederzeit und für jeden zutreffend sind. Da die Annahme (unserer Gebete) von bestimmten Bedingungen abhängig ist, unterliegt sie nicht dem, was allgemein und allzeit gilt. Vielmehr ist sie entweder zeitlich bedingt, also nicht vorgeschrieben oder allzeit möglich und für alle gültig. Das heißt, die Allgemeingültigkeit einer Aussage des Propheten bringt lediglich eine Möglichkeit zum Ausdruck.

Noch ein Beispiel: »Die üble Nachrede gleicht dem Mord.« Das heißt, bei der üblen Nachrede gibt es einzelne Fälle, die, im Vergleich mit einem Mörder, mehr Schaden anrichten als mörderisches Gift. Noch ein Beispiel: »Ein schönes Wort gilt als eine große Wohltat wie die Freilassung eines Sklaven.« Wenn in solchen Aussagen, wo es sich um Ermunterung und Anregung handelt, die Möglichkeit, dass dieser nicht näher definierte besondere Fall grundsätzlich überall eintreten kann, in Form einer allgemeinen Aussage formuliert wird, so geschieht das, um die Ermunterung zum Guten und die Abscheu vor dem Bösen zu erwecken. Darüber hinaus können die Dinge der ewigen Welt nicht mit dem Maß dieser Welt gewogen werden. Das größte von hier kann mit dem kleinsten von dort nicht in gleicher Münze gewogen werden. Da sich der Segen für die Wohltaten auf die jenseitige Welt bezieht, bleibt unser irdisches Blickfeld dafür beschränkt. Wir können solche Dinge nicht mit unserem Verstand erfassen. Zum Beispiel:

kein Ton