Wort | Fünfundzwanzigstes Wort | 629
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Ebenso ist auch die heutige Kultur dem Wunder an Weisheit des Qur´an in Theorie und Praxis unterlegen. Desgleichen verhält sich auch die westliche Kultur in ihrer Literatur und Rhetorik gegenüber der Literatur und Rhetorik des Qur´an: Es gleicht dem Verhältnis der Klage eines Waisenkindes, einsam und verlassen, hoffnungslos weinend in seiner dunklen Trauer, oder des tosenden Gesanges eines berauschten Trunkenbolds, zu den Liedern eines Liebenden, in seiner Erhabenheit, Sehnsucht und Hoffnung, wenn auch zugleich Trauer über die vorübergehende Trennung, oder einer Ode auf die Heimat, die zum Sieg oder Kampf oder zu hoher Opferbereitschaft ermuntert. Denn Literatur und Rhetorik vermitteln durch ihren Stil entweder Trauer oder Freude. Trauer aber ist eine Zwiefache. Die eine ist eine düstere Trauer, die aus der Schutzlosigkeit und der Trennung von Freunden erwächst, eine Trauer, die aus der Literatur der westlichen Kultur gespeist wird, die in die Irre führt, die Natur anbetet und dabei Gott vergisst. Die zweite Art der Trauer aber erwächst aus der Abwesenheit von den Freunden. Das heißt, es gibt zwar Freunde, doch ihre Abwesenheit erweckt eine Trauer, die von Sehnsucht nach ihnen erfüllt ist. Dies also ist die Trauer, die uns durch den Qur´an recht leitet und Licht spendet. Was aber die Freude betrifft so ist auch sie eine Zwiefache. Die eine kitzelt die Begierden der Seele (nefs). Das ist die Eigenschaft der westlichen Literatur, die nach Theaterstücken, Filmen, Romanen verlangt. Die andere Art der Freude aber ist, nachdem die Begierde (nefs) zum Schweigen gebracht wurde, eine anmutige, artige und unschuldige Anregung, Geist, Sinn, Herz und Gemüt zu erhabenen Dingen, zur ursprünglichen Heimat der Menschen, zu ihrem ewigen Sitz, zum Treffen mit ihren Freunden im Jenseits gelangen zu lassen. Das ist die Freude, die aus dem Qur´an erwächst, dessen Verkündigung ein Wunder ist, eine Freude, welche die Menschen zum Paradies, zur Ewigen Glückseligkeit, zum Schauen der Schönheit Gottes geleitet und sie dafür in Begeisterung versetzt. Nun,

»Sag: Gesetzt den Fall, Menschen und Dschinnen täten sich zusammen, um etwas herbeizubringen, was diesem Qur´an gleich wäre, so würden sie dennoch nichts Ähnliches herbeischaffen können. Auch, käme einer dem anderen zu helfen.« (Sure 17, 88)

kein Ton