Wort | Fünfundzwanzigstes Wort | 696
(549-720)

Frage: Da eine grundlegende Wahrheit von oberflächlichen Betrachtern nicht bemerkt und der Zusammenhang mancher Stellen nicht ersichtlich ist, wie auf Grund eines kleinen, alltäglichen Vorfalls eine so hochgeschraubte Schlussfolgerung über die Einheit (Tauhid) gezogen werden, bzw. zum universellen Grundsatz erklärt werden kann, halten (oberflächliche Betrachter diese Schlussfolgerung) manchmal für einen Fehler. Zum Beispiel: Inmitten der Erzählung, worin der ägyptische Josef, mit dem Friede sei, die Abreise seines Bruders mit einer List verhinderte, um ihn bei sich zu behalten, wird die folgende große Schlussfolgerung:

»Und über jedem, der Wissen besitzt, steht Er, der mehr weiß.« (Sure 12, 76)

gezogen. Ein Zusammenhang ist aber bei aller Kunst der Redeführung nicht ersichtlich. Was ist hier das Geheimnis und wo liegt hier die Weisheit?

Antwort: Da der Qur´an in seinen langen und auch in den mittleren Suren, deren jede als ein Qur´an im Kleinen gilt, auf vielen Seiten und an vielen Stellen (maqam) nicht nur zwei, drei Ziele verfolgt, sondern seinem Wesen nach sowohl ein Buch des Gottesgedenkens, des Glaubens und des Nachsinnens (dhikr ve fikr), als auch ein Buch der Gesetzgebung, der Weisheit und der Rechtleitung ist und noch viele andere, ähnliche Bücher und Unterweisungen umfasst, um so die alles umspannende Herrschaft Gottes und das Aufscheinen Seiner Majestät zum Ausdruck zu bringen, der Qur´an also als eine Art Lesung aus dem großen Buch des Kosmos sicherlich an jeder Stelle (maqam), ja sogar auf jeder Seite vielen Zielen folgt, und in Anbetracht dessen, dass er verschiedene Stufen der Erkenntnis und der Einheit Gottes und der Wahrheiten des Glaubens unterweist, beginnt der Qur´an an einer anderen Stelle (maqam) zum Beispiel durch eine, zwar äußerlich nicht besonders deutliche, Überleitung eine neue Unterweisung und infolge dieser, wenn auch undeutlichen Überleitung, kommen neue um so klarere Zusammenhänge hinzu. Das aber entspricht ganz und gar dieser Stelle (maqam), und so wird der Grad seiner Ausdruckskraft und -kunst erhöht.

kein Ton