In der Tat stehen die göttliche Vorherbestimmung und die menschliche Willensfreiheit auf der letzten Stufe des geistigen und des praktischen Islam. Die göttliche Vorherbestimmung, um die Seele vor Hochmut, und die menschliche Willensfreiheit, um die Seele vor der Verantwortungslosigkeit zu retten, gehören zu den Glaubensgrundsätzen. Sich von der Verantwortlichkeit der Bosheiten, die die triebverhaftete Seele in ihrer Eigenwilligkeit begeht, zu entbinden und an der göttlichen Vorherbestimmung festzuhalten und mit den Schönheiten, mit denen er begnadet wurde, stolz und hochmütig sein und sie auf seine persönliche Entscheidungsfreiheit zurückzuführen, widerspricht ganz und gar dem Sinn der Vorherbestimmung und der Weisheit der menschlichen Entscheidungsfreiheit. Es sind keine philosophischen Fragen, die eine solche Verhaltensweise rechtfertigen könnten. In der Tat findet der Glaube an die Vorherbestimmung Gottes unter dem einfachen Volk, das geistig nicht fortgeschritten ist, immer Anwendung. Sie gilt aber für die vergangenen und unglücklichen Ereignisse und ist ein Heilmittel für die Verzweiflung und das Leid. Sie gilt nicht für die zukünftigen Ereignisse und Sünden, sodass sie ein Grund für Müßiggang und einen liederlichen Lebenswandel sein könnten. Das heißt, die Frage nach der göttlichen Vorherbestimmung ist nicht ein Bestandteil des Glaubens, um sich aus seiner misslichen Lage zu erretten und von seiner Verantwortung zu entbinden, sondern wurde Bestandteil des Glaubens, um sich vor Hochmut und Stolz bewahren zu können. Jener Bruchteil menschlicher Willensfreiheit wurde Bestandteil religiöser Überzeugung, um auf sie die menschliche Bosheit zurückführen zu können, nicht aber um sie als Quelle aller guten Werke angeben zu können und so einen pharaonengleichen Stolz zu nähren.
So ist denn, wie ja der Qur´an sagt, der Mensch für seine Bosheit voll und ganz verantwortlich, denn er ist es, der das Böse erstrebt. Da die Bosheit Zerstörungscharakter hat, vermag der Mensch durch ein wenig Bosheit viel Zerstörung anzurichten. Und dafür verdient er mit Recht eine fürchterliche Strafe. - Vergleichbar einem Streichholz, das ein Haus in Brand zu stecken vermag. - Aber bei guten Werken hat er kein Recht darauf stolz zu sein. Dabei ist sein Anteil zu gering. Denn, der, der das Gute wünscht und fordert, ist die Barmherzigkeit Gottes und der es schafft, ist die Macht des Herrn. Wunsch nach dem Guten und Antwort dafür, Ruf danach und dessen Ursachen kommen beide von dem Gerechten. Der Mensch wird allein dazu ermächtigt durch Gebet, durch Glaube, durch Bewusstwerdung und Zustimmung.