Wort | Sechsundzwanzigstes Wort- Gottes Vorherwissen | 723
(721-749)

Wer aber das Böse wünscht, ist die Begierde des Menschen (entweder durch seine Fähigkeit oder durch seine Entscheidung), so wie einige Dinge durch die schönen, weißen Strahlen der Sonne Schwärze und Fäulnis bekommen. Diese Schwärze ist aber auf ihre Eigenschaften zurückzuführen. Der jedoch das Schlechte durch göttliches Gesetz hervorruft, das so viele schöne Dinge zu Folge hat, ist wiederum der Gerechte. Die Ursache und der Wunsch nach dem Bösen entspringen aber aus der Begierde des Menschen, sodass sie die Verantwortung dafür trägt. Die Erschaffung und das ins Dasein bringen, die dem Gerechten gehören, sind schön und gut, weil sie noch weitere schöne Folgen und Früchte haben. So lautet denn das Geheimnis dahinter wie folgt:

Das Erwerben des Bösen ist böse. Das Erschaffen des Bösen ist nicht böse. So sollte denn ein fauler Mann, wenn er Schaden von dem Regen erleidet, der doch viele Segnungen in sich enthält, nicht sagen: »Regen ist kein Segen.« Es liegt in der Tat in dem Erschaffen und Ins-Dasein-bringen von dem ein klein wenig Schlechten auch sehr viel Gutes. Wegen des ein klein wenig Schlechten sehr viel Gutes verlassen, heißt, sehr viel Schlechtes entstehen lassen. Darum wird dieses ein Teil Schlechte als Gutes gezählt. In dem, was Gott erschafft, gibt es nichts Schlechtes oder Hässliches. Vielmehr ist es auf die Einstellung des Dieners und auf seine Eigenschaften zurückzuführen. Denn so wie das göttliche Vorherwissen, so gilt auch hinsichtlich der Ziele und Früchte, dass sie frei sind von allem, was schlecht oder hässlich wäre, desgleichen gilt auch hinsichtlich von Mittel und Grund, dass diese geheiligt sind und frei von Schuld und Sünde. Denn die göttliche Vorherbestimmung bezieht sich auf die eigentlichen Gründe und wird gerecht. Die Menschen errichten mit äußerlich sichtbaren Mitteln der Gerechtigkeit ein Gebäude und stürzen in die Ungerechtigkeit, wo die göttliche Vorherbestimmung gerecht ist. Zum Beispiel: Der Richter verurteilt dich wegen Diebstahls zu einer Haftstrafe. Du bist aber kein Dieb. Doch es gibt da einen heimlichen Mord, von dem niemand etwas weiß. So hat dich denn auch göttliche Vorsehung zu dieser Gefängnisstrafe verurteilt. Doch die göttliche Vorherbestimmung verurteilt dich aber auf Grund deines heimlichen Mordes und bewirkt Gerechtigkeit. Was den Richter betrifft, so hat er dir dadurch, dass er dich wegen Diebstahls zu Unrecht verurteilt hat, Gewalt angetan. Hier wird in zweierlei Hinsicht sichtbar, wie die göttliche Vorherbestimmung und das Erschaffen Gottes in ein und derselben Sache gerecht und das menschliche Tun ungerecht werden kann. Vergleiche andere Dinge damit. Das heißt also, dass die göttliche Vorherbestimmung und das Erschaffen hinsichtlich des Anfangs und des Endes, des Wesentlichen und der Einzelheiten, der Ursachen und deren Folgen frei von Bosheit und Fehlerhaftigkeit sind.

kein Ton