Wort | Einunddreißigstes Wort - Himmelfahrt | 899
(879-924)

Nun stellen wir uns zwei Personen vor. Die eine sitzt auf dem Stundenzeiger und betrachtet seine Umgebung. Die andere sitzt auf dem zehnten Zeiger. Die Dinge, die diese beiden Personen in der selben Zeit betrachten, sind so unterschiedlich wie das Verhältnis unserer Armbanduhr zu der jährlichen Umlaufbahn unserer Erde.

Da Zeit Bewegung (und Veränderung bedeutet,) gleich einem Farb(wechsel), einem Faden (der gesponnen wird) oder einer Spule (die abläuft), so gilt das Gesetz der Bewegung gleichermaßen auch für die Zeit. Obwohl also nun für eine mit Bewusstsein begabte Person, wenn sie auf dem Stundenzeiger sitzt, das, was wir in einer Stunde beobachten, auch tatsächlich eine Stunde Lebenszeit bedeutet, so durcheilt doch der Ehrenwerte Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, auf dem Buraq (Reittier) der Göttlichen Führung genauso wie die Person, die auf dem zehnten Zeiger sitzt, der die Sekundenbruchteile zählt, in der gleichen Zeit schnell wie der Blitz (berq) alle Bereiche des Möglichen (mumkinat) und erblickt allen staunenswerten göttlichen Reichtum (mulk) und die ganze Welt göttlicher Herrschaft (melekut) und steigt in die Sphäre des notwendigerweise Seienden (vudjub) auf und erhält dort die Ehre, Gott in einem vertrauten Gespräch (sohbet) zu begegnen, erlebt die Freude, Gottes Schönheit zu anschauen. Sodann erhält er seinen Ferman (Erlass) und auch die Fähigkeit, mit seinem Auftrag wieder zurückkehren. Er kehrt (zur Erde) zurück. Und so geschah es.

Und wiederum taucht in uns der Gedanke auf, du könntest vielleicht sagen: »Nun gut, es könnte tatsächlich so geschehen sein. Das wäre möglich. Aber nicht alles, was möglich ist, geschieht auch tatsächlich, oder? Gibt es vielleicht etwas vergleichbares, sodass man es auch annehmen könnte? Wenn so etwas noch nicht vorgekommen sein sollte, wie könnte man dann, allein deshalb, weil es vielleicht möglich wäre, auch schon schluss-folgern, dass es auch tatsächlich stattgefunden hat?«

Dem würden wir jedoch entgegnen: Es gibt so viele vergleichbare Beispiele, dass man sie gar nicht zählen kann. Zum Beispiel: Ein jeder, der sehen kann, kann auch mit seinem Blick in einem Augenblick von der Erde bis zum Planeten Jupiter emporsteigen. Jeder, der über Wissen verfügt, kann in seinen Gedanken die Gesetze der Astronomie besteigen und in einer Minute bis jenseits der Sterne reisen. Jeder Mensch kann, vom Glauben erfüllt, in Gedanken den Bewegungen des Gebetes folgend diesen Grundpfeiler des Glaubens besteigen und in einer Art Himmelfahrt (Mi’radj) den Kosmos hinter sich lassend bis in die Gegenwart Gottes gelangen. Jeder Gottesfreund in seiner Vollendung vermag sein Herz in beide Hände zu nehmen und in einer spirituellen Reise den Thron und die Bereiche der Namen und Eigenschaften Gottes in vierzig Tagen zu durchreisen. Manche Persönlichkeiten wie Scheich Geylani und Imam Rabbani gelangten auf ihrer spirituellen Reise sogar in einer Minute, wie sie selbst uns zuverlässig berichtet haben, bis zum Throne Gottes empor.

kein Ton