Wort | Zweiunddreißigstes Wort | 961
(925-1007)

Antwort auf den zweiten Teil der Frage des Anwaltes mit »Fünf Zeichen«

Erstes Zeichen: Er sagt in seiner Frage: »Wenn etwas keinen Gegensatz hat, wie kann dieses Ding Vollkommenheit besitzen?«

Antwort: Derjenige, der diese Frage stellt, kennt die wahre Vollkommenheit nicht. In Wirklichkeit sind besondere Vorzüge, hohe Eigenschaften und Überlegenheit, die anderen gegenüberstehen und sich im Vergleich zu anderen definieren, nicht echt. Sie sind nur relativ und sie sind nur schwach. Wenn das, worauf sie bezogen sind, nicht mehr in Betracht gezogen werden kann, sind auch sie selbst zum Untergang verurteilt. Zum Beispiel: Das Wohlempfinden und die Vorzüge der Wärme entstehen aus ihrem Verhältnis zu den Auswirkungen der Kälte. Der Wohlgeschmack beim Essen ist mit den Magenschmerzen verbunden, die der Hunger verursacht. Geht das eine, vermindert sich auch das andere. Was aber den wahren Geschmack, Liebe, Vollkommenheit und alle besonderen Vorzüge betrifft, so sind sie nicht auf der Vorstellung von noch etwas anderem aufgebaut. Sie sind wesentlich da und in sich selbst eine beständige Wahrheit. Die Freude am Dasein, die Freude am Leben, die Freude an liebender Hingabe, die Freude an Wissen, Weisheit und Erkenntnis, die Freude am Glauben, die Freude an der Beständigkeit, die Freude an der Barmherzigkeit, die Freude an selbstloser Liebe, an der Schönheit des Lichtes, von Gehör und Gesicht, die Freude am Sprechen, die Schönheit der Gastfreundschaft, die Schönheit von Gesinnung und Charakter, die Schönheit der äußeren Erscheinung, die Vollkommenheit der Persönlichkeit, die Vollkommenheit einer Begabung, und die Vollkommenheit einer Ausführung« und dergleichen Vorzügen selbst ändert nichts, ob etwas zum Vergleich gegenübersteht oder nicht.

So sind denn alle Vollkommenheiten des majestätischen Meisters, des Schöpfers in Seiner Schönheit und Erschaffers in Seiner Vollkommenheit wahr und wesentlich. Alles, was es außer Seinem Wesen gibt und Ihm gegenüber steht, kann Ihn nicht beeinflussen. Es kann nur den Hintergrund Seiner Erscheinung bilden.

Zweites Zeichen: Seyyid Sherif Djürdjani sagt in seinem Buch »Sherhu l-Mevaqif«. Der Grund der Liebe ist entweder Freude oder Nutzen oder Zuneigung zu seiner eigenen Art oder Vollkommenheit. Denn: »Die Vollkommenheit wird um ihrer selbst Willen geliebt.« Das heißt, was auch immer du liebst: du liebst es entweder um des Vergnügens willen, oder um des Nutzens willen oder um der Zuneigung zu deiner Art willen, gleich der Liebe zu deinen Kindern, oder du liebst es wegen seiner Vollkommenheit. Wenn das, was man liebt, die Vollkommenheit selbst ist, braucht man dafür keinen anderen Grund.

kein Ton