Dreiundzwanzigstes Wort | Dreiundzwanzigstes Wort | 12
(1-30)

         Erste Anmerkung: Der Mensch ist auf die meisten Ar-ten der Schopfung angewiesen und steht in einer Bezie-hung zu ihnen. Seine Bedurfnisse erstrecken sich bis an aller Welt Enden, und seine Sehnsiichte reichen bis in die Ewigkeit. So wie ersich eine Blume wiinscht, so wiinscht er sich auch einen weltweiten Fruhling. Und so wie er nach einem Garten verlangt, so verlangt er auch nach dem Paradies. So wie er sich danach sehnt, einem Freund zu begegnen, so sehnt er sich auch danach, der Schonheit und Grofie (Gottes) zu begegnen. So wie der, welcher seine Geliebte in einer anderen Wohnung besu-chen will, die Tiire dieser Wohnung 6ffnen muB, so muB er, um seine Freunde zu besuchen, von denen neunund-neunzig Prozent ins Z.wi.schenreic.h iibergesiedelt sind. um sich vor ewiger Trennung zu retten, seine Zuflucht nehmen zum Throne der unendlichen Allmacht (Got­tes), welche die Pforte zur ungeheuren Welt schlieBt und das Tor zum Jenseits, das ein wundervoller Vcrsamm-lungsort ist, dffnet, welche diese Welt aufheben undstatt ihrer das Jenseits begriinden und erbauen wird. Wer nun einem Menschen in solcher Lage der in Wahrheit Ange-betete sein kann und das kann nur der Eine Allmachti-ge und Allgewaltige (Gott), der Eine, die tiarmherzig-kcit und Schonheit (Gottes), der Eine, die vollkommene Weishcit (Go(les) sein —, der halt die Ziigcl aller Dinge in Seinen I landen, besitzt alle Schatze und den Blick fur al-le Dinge, ist an jedem Ort anwesend und von keinem Ort abhangig, von Fehlern und Schwachcn frei und heilig, er-haben iiber alien Mangel. Denn nur der vermag die gren-zcnlosen Bedurfnisse des Menschen zu befriedigen, der gienzenlose Macht und umfassendes Wissen besitzt. So ist also nur Er allein der Anbetung wlirdig.

Nun denn, oh Mensch! Wenn du nur Ihn allein anbe-test und Ihm allein diensi, wirst du einen Rang iiber alien Gcschdpfen erwerben. Wenn du von dem Dienst und der Verchrung Abstand nimmst, wirst du ein verachtenswer-ter Sklave von schwachen Geschbpfen sein. Wenn du auf dich selbst und deine Fahigkeiten stolz bist, es aufgibst, auf Gott zu vertrauen und zu beten, dich in Stolz und AnmaBung verirrst, sinkst du auf eine Stufe unterhalb der Bienen und Ameisen in ihrer Niitzlichkeit und Ge-nialitat, bist du schwacher als Spinnen und Fliegen. Hin-sichtlich dcincr bosen und unheilvollen Taten wirst du schwerer wiegen als ein Berg und schlimmcr sein als eine Scuche.

      Ja, oh Mensch! In dir sind zwei Grundzuge: der eine Grundzug ist Genialitat, wahresSein, Wohltatigkeit, Le-bensbejahung, Handlungsfahigkeit. Der andere Grund­zug ist Unheil, Verneinung, Ubel, Lebensverneinung, Passivitiit. 1 Iinsichtlich des ersten Grundzuges stehst du noch unter Biene und Sperling, bist du schwacher als Spinne und Fliege. Hinsichtlich deszweiten Grundzuges iibertriffst du den Berg, die Erde, die Himmcl. Du tragst eine Last, vor der sie den Mut verlieren, ihre Schwache zeigen. Du wirkst in einem weiteren und groBeren Be-reich als sie. Denn wenn du tust, was gut und genial ist, kannst du nur innerhalb deiner Schwingungsweite und soweit dcinc Hand rcicbt, dcinc Kraft es vermag, genial und gut sein. Wenn du aber Obel und Unheil anrichtest, werden das Obel und das Unheil sich wie eine Seuche ausbreiten.

kein Ton