Dreiundzwanzigstes Wort | Dreiundzwanzigstes Wort | 13
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        Zum Beispiel: Unglaube ist ein Obel, ein Unheil, eine Verneinung. Aber diese eine einzige Schuld beinhaltet eine Beleidigung der ganzen Schopfung, eine Gcring-schatzung aller Gottesnamen, eine Entwiirdigung der ganzen Menschheit. Denn alles Geschaffcnc hat einen hohen Rang und eine wichtige Aufgabe. Denn es ist ein Brief des Herrn, ein Spiegel des Hochgelobten, beauf-tragt von Gott. Was aber den Unglauben betrifft, so be-wirkt er, daB all dies seinen Rang der Spiegelgleichhcit, des Auftrags und der Bedeutsamkeit verliert und dann die Stufenleiter der Sinnlosigkeit, zu einem Spielzeug des Zufalls und mit dem Unheil des Untergangs und der Trennung auf die Stufe der verganglichen Dinge hei ab-sinkt, die rasch zugrunde gehen und zerfallen, der Be-deutungslosigkeit,   der  Wertlosigkeit,  der  Nichtigkeit. Desgleichen schatzt er die Gottesnamen gering, deren Ornamcntc,   Anmut  und  Schonheit  in  der gesamten Schopfung und im Spiegelbild des Geschaffenen erschei-nen, indem cr sic leugnet. Und er wirft den Menschen, der den Rang eines Kalifen der Erde bekleidet — eine Kasside (Lobgcsang) der Weisheit in Versen, welche die Erscheinung aller Gottesnamen wundervoll aufzeigt, ein Wunder der ozeangleichen Macht (Gottes), einem Sa-menkorn gleich, das die Anlage zu einem immerwahren-den Baum in sich tragi - und der, weil er so groBe Verant-wortung fur das ihm anvertraute Gut ubernimmt, iiber Himmel, Erde und Berge erhoht wird und dadurch einen Vorzug vor den Engeln erwirbt, auf eine Stufe herab, noch niedriger, schwacher, kraftloser und armseliger als ein niederes, vergangliches und verlorenes Tier. Und er laBt ihn auf die Stufe einer gewohnlichen Tafel herabsin-ken, bedeckt mit Bedeutungslosem, Hingckritzeltem, Leicht-Verganglichem.

        Zusammenfassung: Die cigcnwilligc Seele kann in ih-rer iibelwollenden, unheilvollen Art zahllose Verbrechen begehen, aber ihre Fahigkeit, genial und gut zu sein, ist sehr schwach und unbedeutend. Ja, sie vermag ein Haus an einem Tag zu zerstoren, aber nicht in hundert Tagen zu bauen. Wenn sic jedoch ihren Egoismus aufgibt, von Gott die Fuhrung zum Guten und zum wahren Sein er-bittet, sich von Ubel, Unheil und Selbstiiberhebung ab-wendet, umVergcbung bittet, ein vollkommener Diener und Verehrer (Gottes) wird, dann erlangt sie das Ge-heimnis:

      '>Allah wirU seine Schuld in Gules verwandeln." (25, 70)

Ihre grenzenlose Fahigkeit zum Schlechten wandelt sich in eine grenzenlose Fahigkeit zum Guten. Sie nimmt den Wert eines »Ahsen-i Takvim« (Schonsten in der Schop­fung) an und steigt zur hochsten Hohe auf.

       Nun denn, oh du unbedachter Mensch! Betrachte die Fulle und die Freigiebigkeit Gottes des Gerechten! Ob-wohl es billig und gerecht ware, fiir eine einzige Schuld tausend zu schreiben und fiir eine gute Tat eine oder gar nichts zu schreiben, schreibt Er fur eine Schuld nur eine, fiir eine gute Tat dagegen zehn, manchmal siebzig, manchmal siebenhundert, manchmal siebentausend. Ziehe also aus dieser Anmerkung den SchluB, daB in die furchtbare Holle zu kommen billig und gerecht, der Lohn deiner Taten ist, ins Paradies einzugehen aber lau-tcre Freigiebigkeit.

kein Ton