Wort | Siebzehntes Wort - Die Welt als Festplatz | 302
(290-327)

Oh weh! Wir haben uns getäuscht. Wir haben dieses Leben auf der Erde für beständig angesehen. In dieser Vorstellung haben wir es so voll und ganz sinnlos verloren. Der Ablauf unseres Lebens gleicht in der Tat dem Schlaf. Wie ein Traum ist es vorübergegangen. Die kurze Spanne unseres Lebens fliegt ohne Wurzeln gleich dem Winde dahin und vergeht.

Ein stolzer Mensch, der allein auf sich selbst vertraut und sich für ewig (und unsterblich) hält, ist zu seinem Verderben verurteilt. Rasch eilt er ihm entgegen. Was die Welt betrifft, die das Haus des Menschen ist, so stürzt sie hinunter in die Finsternis des Nichtseins. Die Hoffnungen sind nicht immerwährend, die Leiden im Geist aber bleiben ewig.

Da dies nun einmal tatsächlich so ist, komm also nun, oh du meine unglückselige Seele, die du so nach dem Leben begehrst, nach einem langen Leben verlangst, so sehr in diese Welt verliebt, von grenzenlosen Hoffnungen erfüllt und doch von so zahllosen Leiden betroffen bist! Wach auf und such deinen Verstand zusammen! Ein Leuchtkäfer vertraut auf seine eigene Leuchtkraft und bleibt in der grenzenlosen Finsternis der Nacht. Die Honigbiene, weil sie nicht allein auf sich selbst vertraut, findet den Tag und das Sonnenlicht. Sie bezeugt, wie alle Blumen, ihre Freundinnen, vom Lichte der Sonne vergoldet werden. Genauso wirst auch du, wenn du dich auf dich selbst, dein eigenes Dasein und dein Ego stützt, dem Leuchtkäfer gleich. Wenn du aber dein vergängliches Dasein dahin gibst, um des Schöpfers Willen, der dir dieses Dasein geliehen hat, gleichst du der Honigbiene. Du findest das grenzenlose Licht des Seins. Gib es dahin und opfere es auf! Denn dein Dasein ist ein Pfand, das dir anvertraut ist.

kein Ton