Wort | Neunundzwanzigstes Wort - Zweites Kapitel | 798
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Fünfter Punkt: Die unbegrenzten natürlichen Veranlagungen, die im Wesen des menschlichen Geistes und die unbegrenzten Fähigkeiten, die in diesen natürlichen Veranlagungen enthalten sind, und das Verlangen nach so vielen Dingen, das aus dieser Veranlagung entsteht, unendliche Hoffnungen, die aus diesem Verlangen erwachsen, unendliche Gedanken und Vorstellungen des Menschen, die aus diesen unendlichen Hoffnungen empor keimen, strecken ihre Hände zur ewigen Glückseligkeit aus, wie sie in dieser von uns bezeugten Welt erworben wird, verschlingen sie mit ihren Augen und kehren sich in ihre Richtung, so wie die Erforscher (des islamischen) Geistes(lebens) es gesehen haben. So gibt denn die Natur (fitrat), die nie lügt, und das Verlangen nach der ewigen Glückseligkeit, das in dieser Natur liegt und allgemein menschlich ist, gewaltig und unerschütterlich dem Herzen (vidjdan) jene intuitive innere Sicherheit, wie sie der Verwirklichung der ewigen Glückseligkeit dient. Und da nun die Elfte Wahrheit des »Zehnten Wortes« diese Wahrheit so klar zeigt wie der lichte Tag, können wir uns hier kurz fassen.

Sechster Punkt: Der, welcher der allbarmherzige All-erbarmer ist, der Meisters allen Seins in all Seiner (vollkommenen Harmonie und) Schönheit, erweist uns in Seiner Barmherzigkeit die ewige Glückseligkeit. In der Tat ist das, was ein Geschenk erst zu einem Geschenk macht, was ein Geschenk davor bewahrt, zu einem bloßen Folterwerkzeug zu werden und was alles Sein vor dem Wehgeschrei über eine ewige Trennung errettet, die ewige Glückseligkeit, von der wir in Seiner Barmherzigkeit erwarten dürfen, dass sie dem Menschen nicht vorenthalten werden wird. Denn: Wenn die ewige Glückseligkeit, die Anfang und Ende, Ziel aller guten Gaben und ihr Resultat ist, (den Menschen) nicht (zum Geschenk) geboten wird, wenn die Welt nach ihrem Tod nicht in der Gestalt des Jenseits wieder aufersteht, verwandeln sich alle Gaben in bloße Folterwerkzeuge.

Was aber eine solche Umwandlung betrifft, so macht sie es offensichtlich und zwangsläufig notwendig, die Existenz der Barmherzigkeit Gottes abzustreiten, die doch nach dem Zeugnis des ganzen Kosmos sicher ist und von ihm bezeugt wird. In Wirklichkeit zeigt sich die Barmherzigkeit (Gottes) noch glänzender als die Sonne als eine feststehende Tatsache. So achte denn einmal auf den Glanz und die Schönheit der Werke der (göttlichen) Barmherzigkeit, zu denen solche Gaben wie die Selbstlosigkeit gehören, (die Fähigkeit) zu lieben und zu verstehen. Wenn du dir einmal vorstellst, wie (der Schmerz über) die ewige Trennung und nicht enden wollende Trauer das Leben eines Menschen immer mehr ausfüllt, so siehst du, dass eine tiefe und innige Liebe (am Ende doch) zum größten Unglück wird.

kein Ton