Wort | Neunundzwanzigstes Wort - Unsterblichkeit | 826
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Nun betrachte einmal ein so kleines Wesen wie z.B. eine Honigbiene. In dem Moment, in dem das Leben in sie hineinschlüpft, nimmt sie mit dem ganzen Kosmos in der Weise eine Beziehung auf, dass sie mit dem ganzen Kosmos, besonders mit den Blumen, Blüten und Pflanzen des Erdbodens gewissermaßen ein Geschäft abschließt, sodass sie nun sagen kann: »Diese Erde ist mein Garten. Sie ist mein Geschäftshaus.«

So vermag diese Biene, zusammen mit den bekannten leiblichen und seelischen Sinnen und Empfindungen eines Lebewesens und mit all den unbewussten, sie in Begeisterung und in Bewegung versetzenden Empfindungen, die meisten (Pflanzen)arten der Welt wahrzunehmen, sich mit ihnen anzufreunden, auszutauschen und sie zu nutzen. Wenn also das Leben schon auf ein so kleines Lebewesen eine solche Wirkung ausübt, gedeiht es, entfaltet sich und erleuchtet es mit Sicherheit um so mehr, je höher es von Stufe zu Stufe bis zur obersten Sprosse, der Ebene des Menschen, welche die höchste Stufe ist, emporsteigt. Das menschliche Wesen aber durchwandert mit seinem eigenen Verstand die hohen, geistigen und körperlichen Welten, so wie ein Mensch mit Verstand und Bewusstsein, welche das Licht des Lebens sind, in den Zimmern seiner eigenen Wohnung wandelt. Das heißt, so wie dieser mit Leben und Bewusstsein begabte Mensch in seiner Vorstellung als Gast jene Welten durchstreift, so können auch diese Welten sich in der Seele dieses Bewusstseintragenden, in den sie projiziert werden, wie ein Gast hinein kommen und darin Gestalt annehmen.

Das Leben ist ein überaus glänzender Beweis für die Einheit und Gegenwart des Herrn in Seiner Majestät, eine äußerst große Quelle Seiner Gaben, eine äußerst anmutige Erscheinung Seiner Barmherzigkeit und ein rätselhaftes, unerforschliches und reines Ornament Seiner Kunst. Ja, es bleibt uns in der Tat ein Rätsel, ein Geheimnis. Denn: das pflanzliche Leben, das das einfachste unter den Arten des Lebens ist, und das Erwachen des Lebensfunkens in einem Samenkern, der auf der ersten Stufe des pflanzlichen Lebens steht, d.h. wie er erwacht, sich entfaltet und gedeiht, geschieht offen sichtbar, in Vielfalt und in Fülle, und dennoch bleibt es, obwohl wir es gewohnt sind, seit Adams Zeiten selbst für die Augen der menschlichen Weisheit ein Rätsel. Doch was an ihm wahrhaftig und wesentlich ist, wurde durch die Vernunft des Menschen nicht entdeckt.

kein Ton