Wort | Zweiunddreißigstes Wort | 944
(925-1007)

Unter den Ursachen besitzt der Mensch die höchste Würde und die größtmögliche Willensfreiheit, was (die Spanne) seiner Handlungen in ihrer ganzen Weite und Breite betrifft. Des Weiteren zählt zu den nach außen hin am deutlichsten wahrnehmbaren Handlungen des Menschen, die seinem freien Willen unterliegen, essen, sprechen und denken. Was aber dieses Essen, Sprechen und Denken betrifft, so gehört es zu einer ganzen Reihe überaus wohlgeordneter, einzigartiger und zweckmäßiger (Abläufe von Prozessen). Was aber von den hundert Gliedern dieser Kette in der Hand des freien Willens des Menschen liegt, ist nur ein Hundertstel.

Zum Beispiel: Innerhalb des Prozessablaufes bei der menschlichen Ernährung, von der Ernährung der Zellen im (menschlichen) Körper (am Ende betrachtet) bis zur Entstehung einer Frucht (vor dem Beginn des ganzen Prozesses) ist es dem freien Willen des Menschen lediglich überlassen, seinen Mund und die Zähne (in ihm) in Bewegung zu setzen und zu kauen. Und innerhalb des Prozessablaufes beim Sprechen ist es lediglich die Artikulation der Phoneme (also die Ausformung der Laute) im Ausstoßen der Luft. Denn im Mund gleicht jedes Wort einem Kern, der zu einem Baum wird. Es bringt in der Luft Millionen von Früchten des selben Wortes hervor. So geht es in die Ohren von Millionen Zuhörern ein. Zu dieser blauen Blume kann kaum der Arm menschlicher Phantasie gelangen. Wie kann sie der viel zu kurze Arm seines freien Willens erreichen?

Wenn dem Menschen, welcher unter den Ursachen die höchste Würde und den größten Spielraum seines freien Willens hat, die Hände zu wirklicher schöpferischer Tätigkeit so sehr gebunden sind, wie könnten dann tote Dinge, Tiere, Elemente und die Natur eine tatsächliche Verfügungsgewalt haben? Als Ursachen sind sie nur wie ein Behälter. Für die Kunstwerke des Herrn sind sie nur wie ein Mantel. Sie sind Träger der Geschenke des Erbarmers. Mit Sicherheit kann ein Gefäß für das Geschenk des Königs oder ein Tuch, mit dem das Geschenk eingepackt ist, oder ein einfacher Soldat, in dessen Hände dieses Geschenk gelegt ist, kein Teilhaber an der Herrschaft des Königs sein. Und derjenige, der sich (diese Dinge) als Teilhaber vorstellt, spricht sinnlos wie im Fieberwahn. Genauso können die äußerlichen Ursachen und die scheinbaren Mittler in keiner Hinsicht Teilhaber an der Herrschaft Gottes sein. Ihr Anteil besteht lediglich im Dienst und in der Anbetung.

kein Ton