Blitz | Dreizehnter Blitz | 113
(99-128)

So sind denn Unglaube und Irrglaube, wie sie in anderen Abhandlungen (Risalah) dargestellt wurden, so schwierig und in ihrer Art bis zur Unmöglichkeit mühselig, dass ein jeder, der auch nur über ein kleines Körnchen Bewusstsein verfügt, niemals diesen Weg einschlagen dürfte. Und ferner ist dieser Weg, wie bereits in verschiedenen Abhandlungen mit Sicherheit bewiesen wurde, mit so fürchterlichen Schmerzen verbunden und herrscht auf ihm eine solch erstickende Finsternis, dass wer auch nur ein Fünkchen Verstand besitzt, niemals beabsichtigen dürfte, diesen Weg zu wählen.

Da könnte man nun aber auch fragen: Wieso gehen dann aber dennoch die meisten Menschen einen so leidvollen, finsteren und schwierigen Weg?

Antwort: Nachdem sie sich nun schon einmal auf ihm befinden und ihm verfallen sind, verlassen sie ihn auch nicht wieder. Und weil nun zudem die animalischen und vegetativen Kräfte im Menschen nicht die Folgen erkennen und nicht über sie nachdenken und statt dessen die feinsinnigen Organe des Menschen beherrschen, wollen sie ihn auch gar nicht wieder verlassen, sondern trösten sich lieber mit den gegenwärtigen, flüchtigen Vergnügungen.

Frage: Wenn nun aber einer sagte: Im Irrglauben liegt ein so schreckliches Leiden und eine solche Furcht, dass der Ungläubige, könnte er nicht aus ihm auch Freude fürs Leben ziehen, überhaupt nicht mehr zu leben in der Lage wäre. Vielmehr würde er von dem Schmerz erdrückt werden und vor Angst in ein Mauseloch kriechen. Denn in seiner Menschlichkeit verlangt er nach einer Unzahl von Dingen, und obwohl er das Leben liebt, hat er doch auf Grund seines Unglaubens den Tod als ein unwiderrufliches Urteil, eine immerwährende Trennung, den Verfall allen Seins und den Abschied von all seinen Freunden und Geliebten als eine Verurteilung und infolge seines Unglaubens als eine ewige Trennung beständig vor Augen. Wie kann ein solcher Mensch noch weiter leben? Wie kann er sich noch am Leben erfreuen?

Antwort: Durch eine höchst merkwürdige Rabulistik des Satans betrügt er sich selbst und lebt. Er glaubt oberflächlich, einen Genuss zu erhalten. Wir wollen die Natur dieser Sache mit einem bekannten Beispiel erläutern. Es ist dies wie folgt:

Es wird erzählt, dass einer zum Vogel Strauß (türk. devekushu = Kamelsvogel) sagte: »Wenn du Flügel hast, flieg!« Der aber hielt seine Flügel gefaltet, sagte: »Ich bin ein Kamel.« und flog nicht. Doch dann geriet er in die Falle eines Trappers. Da sagte er: »Ich will nicht, dass der Fallensteller mich sieht.« und steckte den Kopf in den Sand. Weil jedoch sein großer Körper draußen geblieben war, bot er dem Jäger eine Zielscheibe. Sodann sagte man zu ihm: Wenn du doch sagst: »Ich bin ein Kamel.« so lass dich bepacken! Daraufhin breitete er seine Flügel aus und sagte: »Ich bin ein Vogel.« und befreite sich so von aller Last und Mühsal.

kein Ton