Blitz | Vierzehnter Blitz | 131
(129-147)
Zweiter Grundsatz

In Vergleichen und Metaphern wurden sie von ihren Edlen an das einfache Volk weitergegeben, sodass sie aus der Hand der Gelehrten in die Hände der Unwissenden gelangten, wo man mit dem Ablauf der Zeit schließlich glaubte, sie seien wörtlich für wahr zu nehmen. So gab es z.B. als ich noch ein Kind war einmal eine Mondfinsternis. Da sagte ich zu meiner Mutter: »Warum ist der Mond so geworden?« Da antwortete sie mir: »Eine Schlange hat ihn aufgefressen.« Da sagte ich: »Ich kann ihn aber doch noch sehen.« Sie antwortete wieder: »Die Schlangen dort droben sind wie Glas. Man kann noch die Dinge in ihnen erkennen!«

Ich habe die Erinnerung an meine Kindheit noch lange Zeit danach bewahrt. Wenn ich darüber nachdachte, so fragte ich mich: »Wie konnten nur ernst zu nehmende Leute, wie meine Mutter, einen so irrigen Aberglauben wiederholen?« Als ich dann später Astronomie studierte, wurde mir klar, dass Leute, die wie meine Mutter diese Dinge wiederholten, eine Metapher für wahr hielten. Denn der weite Zirkel, den der Tierkreis um die Sonne formt, und der Kreis mit den Häusern des Mondes überschneiden einander und bilden so einen Bogen. Die subtile Metapher der Astronomen nennt die beiden Kreisbahnen die beiden Schlangen. Die Punkte, in denen sie einander schneiden, werden der Kopf und der Schwanz des Drachens genannt. Stehen bei Vollmond Sonne und Mond an Kopf und Schwanz des Drachens einander gegenüber, mit der Erde in der Mitte, so entsteht eine Opposition. Die Erde geht gleichsam zwischen beiden hindurch und so kommt es zu einer Eklipse des Mondes. Der obigen Metapher entsprechend tritt nun der Mond in den Kopf des Drachens ein. Als aber nun diese Metapher der hochgebildeten Gelehrten in die Sprache des einfachen Volkes überging, bildete sich im Laufe der Zeit ein riesiger Drache, der den Mond verschlang.

So wurden denn Sevr (der Stier) und Hut (der Fisch), zwei bedeutenden Engeln, einer heiligen und subtilen Metapher, einem bedeutungsvollen Hinweis entsprechend, die Namen »Stier« und »Fisch« verliehen. Als aber dann diese Metapher für eine Wahrheit von der heiligen und erhabenen Sprache der Propheten in die Sprache des einfachen Volkes überging, nahm sie die Gestalt eines wirklich riesengroßen Stieres und eines fürchterlich großen Fisches an.

So wie der Qur’an Allegorien enthält und durch sie dem einfachen Volk mit Vergleichen und Metaphern über sehr tiefe Dinge unterweist, so finden sich auch in den Hadithen Allegorien, die sehr tiefe Wahrheiten mit vertrauten Vergleichen zum Ausdruck bringen. So wurde z.B. einmal in Gegenwart des Propheten, wie wir das schon in ein, zwei Abhandlungen beschrieben haben, ein tiefes Grollen vernommen.

kein Ton