Blitz | Neunzehnter Blitz | 214
(205-215)

Das zerstört auch die Aufrichtigkeit, öffnet der Heuchelei das Tor, vernichtet die Selbstachtung und weist den Weg zur Bettelei.

Was aber Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit betrifft, so führt sie zur Zufriedenheit. Nach dem Geheimnis der Hadith

»Hochgeschätzt wird, wer zufrieden ist und gering geschätzt, wer geizig ist.«

erwächst Zufriedenheit aus der Selbstachtung. Sie ermuntert zudem zu Anstrengung und Arbeit. Sie steigert die Begeisterung und drängt zum Schaffen. Zum Beispiel: jemand hat einen Tag lang gearbeitet. Weil er nun am Abend so zufrieden ist mit seinem bescheidenen Lohn, arbeitet er am nächsten Tag wieder. Weil aber ein verschwenderischer, unbescheidener Mensch nicht zufrieden war, arbeitete er auch am nächsten Tag nicht. Wenn er aber arbeitet, so tut er es ohne jede Begeisterung.

Ferner öffnet die Zufriedenheit, die aus der Sparsamkeit erwächst, das Tor zur Dankbarkeit und schließt das Tor zur Klage. So wird man also sein Leben lang dankbar sein. Ferner wird der, welcher durch seine Zufriedenheit von anderen unabhängig ist, nicht deren Aufmerksamkeit suchen. So steht das Tor zur Aufrichtigkeit offen und das Tor der Heuchelei ist geschlossen...

Welch furchtbaren Schaden Verschwendung und Vergeudung im weiten Rahmen (anrichten können), habe ich selbst beobachtet. Folgendermaßen: Vor neun Jahren besuchte ich eine wohlhabende (bereket) Stadt. Da es aber noch Winter war, konnte ich die Quelle ihres Reichtums nicht entdecken. Mehrere Male sagte der dortige Mufti – Gott erbarme sich seiner! – zu mir: »Unsere Leute sind arm.« Diese Worte berührten mich tief. Fünf, sechs Jahre lang empfand ich stets Mitleid für die Bewohner dieser Stadt. Acht Jahre später war es Sommer, als ich wieder in diese Stadt kam. Ich erblickte Weinberge und erinnerte mich dabei wieder an diese Worte des verstorbenen Mufti. »Gepriesen sei Gott!« sagte ich da. »Die Ernteerträge aus diesen Weinbergen übersteigen bei weitem den Haushalt dieser Stadt. Die Bewohner dieser Stadt müssten doch eigentlich sehr reich sein.« So war ich erstaunt. Dann aber verstand ich auf Grund einer Tatsache (haqiqat), an die ich mich erinnerte, und diese (Erinnerung) hat mich noch nie getäuscht und ist mir stets ein Wegweiser (rehber) im Verständnis der Wahrheit (haqiqat) gewesen, dass die Wohlhabenheit (dieser Stadt) durch Verschwendung und Vergeudung entschwunden ist, so sehr, dass ihr Mufti trotz aller Quellen des Wohlstandes sagte: »Unsere Leute sind arm.«

kein Ton