Blitz | Sechsundzwanzigster Blitz | 314
(312-372)
Zweite Hoffnung

Am Anbeginn meines Alters betrachtete ich einmal die Welt an einem Nachmittag im Herbst von einem hohen Berg aus. Auf einmal überkam mich ein Gefühl des Mitleids und der Trauer und eine in gewisser Hinsicht dunkle Stimmung. Ich sah, ich war alt, der Tag wurde auch alt, das Jahr wurde alt und die Welt wurde auch alt. Inmitten dieses Altseins verspürte ich, dass sich die Zeit der Trennung von der Welt und des Abschieds von allen meinen Geliebten näherte. Das Altsein erschütterte mich zutiefst. Plötzlich öffnete sich die Barmherzigkeit Gottes mir gegenüber dermaßen, dass sie diese Mitleid erregende Traurigkeit und Trennung in eine starke Hoffnung und in das Licht einer glänzenden Tröstung umwandelte.

In der Tat, oh Ihr Altgewordenen wie ich! Die Barmherzigkeit des gütigen Schöpfers, der sich uns im weisen Qur?an an hundert Stellen mit den Eigenschaften »der Barmherzige, der Gütige« vorstellt, der Seine Barmherzigkeit ständig den Lebewesen auf der Erde, die sich nach Barmherzigkeit sehnen, zu Hilfe schickt, der jedes Jahr den Frühling mit grenzenlosen Gaben und Geschenken aus dem Verborgenen füllt und uns, die wir der Versorgung bedürfen, zu Hilfe eilt, und der dem Grade der Schwäche und Hilflosigkeit entsprechend Seine Barmherzigkeit erscheinen lässt, ist für uns in diesem unserem Altsein die größte Hoffnung und das stärkste Licht. Diese Barmherzigkeit zu finden, ist nur dadurch möglich, dass man durch den Glauben in nähere Beziehung mit diesem Barmherzigen tritt und in der Einhaltung der Pflichtgebote Ihm gegenüber seinen Gehorsam erweist.

Dritte Hoffnung

Einmal, als ich aus dem Schlaf in der Nacht meiner Jugend am Morgen des Altseins erwacht war, betrachtete ich mich selber. Mein Körper bewegte sich in Richtung des Grabes, als liefe er einen Abhang hinunter. Wie Niyazi Misri sagte:

»Jeden Tag fällt ein Stein von meinem Lebensgebäude auf die Erde,

Der Geist liegt sorglos und ahnungslos, während sein Gebäude eine Ruine wird.«

so wurde auch mein Körper, der das Haus meines Geistes ist, zu einer Ruine, in der jeden Tag ein Stein herunterfiel. Meine Erwartungen und meine Hoffnungen, die mich fest an die Welt banden, begannen zu zerreißen. Ich verspürte, dass sich die Zeit der Trennung von meinen zahllosen Freunden und Geliebten näherte. Ich suchte nach der Salbe für diese geistige, sehr tiefe und scheinbar unheilbare Wunde.

kein Ton