Blitz | Dreißigster Blitz | 470
(394-471)

So wie wir bereits in einer Fußnote im Zehnten Wort erklärt haben, verbannte einmal eine gefeierte Schönheit ihren Liebhaber aus ihrer Gegenwart, worauf sich dessen Liebe (ashk) in Hass verkehrte und er schließlich, um sich selbst damit zu trösten sagte: »Pfui! was ist sie doch hässlich!« womit er sie denn in ihrer Schönheit angriff, ja ihre Schönheit verleugnete.

Der Mensch hegt in der Tat Feindschaft gegenüber allem, was er nicht kennt, wie er auch ganz einfach eine Feindschaft gegenüber all dem wünscht, wonach er vergeblich seine Hände ausstreckt, und ein Gegner all dessen ist, was er nicht bekommen kann. So wie sich nun einmal nach dem Zeugnis des ganzen Alls der Wahre Geliebte (Mahbub-u Haqiqi) und Vollkommene in all Seiner Schönheit (Djemil-i Mutlaq) den Menschen durch all Seine Schönen Namen als liebenswert erzeigen und ihn dazu bringen möchte, Ihn zu lieben, so würde Er dem Menschen, der ihm doch zugleich Liebender und Geliebter (mahbub ve habib) ist, bestimmt nicht eine angeborene Feindschaft einpflanzen, um Ihn aus tiefster Seele zu hassen. Er würde den Geist des Menschen nicht mit einer solch angeborenen Feindschaft ausstatten, die doch alles in allem der Natur des Menschen widersprechen würde, wo er doch von Natur aus das liebenswerteste Geschöpf ist, ein liebendes Wesen, wie es sich aufs Äußerste von allen anderen unterscheidet und das Er geschaffen hat, um Ihn anzubeten. Denn der Mensch könnte seine tiefen Wunden, die er durch ewige Trennung von Absoluter Schönheit (Djemal-i Mutlaq), die er doch liebt und deren Wert er zu schätzen weiß, empfangen hat, einzig heilen, wenn er Ihm Feindschaft entgegen bringt, wenn er Ihm zürnt, ja wenn er Ihn verleugnet.

So geschieht es denn aus diesem Blickwinkel heraus, dass eine Feindschaft der Ungläubigen gegen Gott entstehen kann. Weil dies aber so ist, wird (Gott) in Seiner Urewigen Schönheit (Djemal) sicherlich dem Menschen ein ewiges Leben an einer bleibenden Stätte (dar-i beqa) schenken, um dort auf der Reise in die Ewigkeit stets mit ihm, der Ihm ein sehnsuchtsvoller Spiegel ist, zusammen zu sein.

Da nun einmal der Mensch von seiner Natur aus so erschaffen wurde, dass er sich nach einer Ewig-bleibenden Schönheit sehnt und sie liebt, und da nun einmal eine solche für ewig bleibende Schönheit nicht mit einem Liebhaber zufrieden sein kann, der nur vorüber geht, und da der Mensch, wenn er nach einem Trost sucht in seinem Kummer und Sorgen um ein Ziel, das er nicht kennt und nicht erreichen kann, wenn er etwas nicht erobern und besitzen kann, so tröstet er sich dadurch, dass er nach dem Fehler sucht, der in der Sache steckt oder in sich einen heimlichen Groll dagegen schürt. Und da das All für den Menschen erschaffen wurde und der Mensch erschaffen wurde, um Gott zu erkennen und Ihn zu lieben (muhabbet) und da der Schöpfer und Seine Namen immerwährend sind, und da sich die Erscheinung Seiner Namen für immer und ewig und alle Zeit fortsetzen wird, wird der Mensch sicherlich und in jedem Fall auch zu einer bleibenden Stätte (Dar-i beqa) eingehen und ein ewig währendes Leben erlangen.

kein Ton